Der Reformator Bielefelds

Die Hamelmannstraße im Bielefelder Osten erinnert noch heute an den Reformator der Stadt. Foto: Peter Kölsch

Bielefeld. Wenn man im Bielefelder Osten in der Nähe der Detmolder Straße unterwegs ist, dann kann es sein, dass man durch die „Hamelmannstraße“ kommt. Man wird sich möglicherweise fragen, wer der Namensgeber war? Hermann Hamelmann setzte in Bielefeld die Reformation im Jahr 1555 durch. Er starb in Oldenburg vor 425 Jahren.

Trinkgelage und Schlägereien

Nachdem der Augustinermönch und Theologieprofessor Martin Luther 1517 seine 95 Thesen zur Reform der katholischen Kirche veröffentlicht hatte, sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis sich die protestantische Lehre auch in Bielefeld vollumfänglich durchsetzte. Im Jahr 1533 schickte der Landesherr von Jülich-Berg-Kleve-Mark- Ravensberg, Herzog Wilhelm V., genannt der Reiche, Inspektoren nach Bielefeld. Sie sollten protokollieren, wie es um die Religionsverhältnisse in der Stadt bestellt war.

Es wurde dabei auch das „Kanoniker- Kapitel“ an der Neustädter Marienkirche visitiert. Graf Otto III. von Ravensberg und seine Gemahlin Hedwig zur Lippe hatten es 1293 als „Grablegestätte“ für ihr Haus begründet und mit zwölf Weltgeistlichen – Kanoniker – besetzt. Diese richteten sich aber im Jahr 1533 nur noch wenig nach den Geboten der katholischen Kirche. Oftmals hatten sie „Konkubinen“ bei sich, mit denen sie sogar mehrere Kinder großzogen. Auch fielen sie in der Stadt des Nächtens immer wieder durch Trinkgelage und Schlägereien auf.

Die Fronleichnamsprozession von 1555

Das Marienkapitel an der Bielefelder Neustadt hatte auch die Verpflichtung für die Pfarrseelsorge und die Gottesdienste. Dafür gab es einen Geistlichen am Martinsaltar in der Neustädter Marienkirche – in der Vierung des Kirchenschiffes direkt vor dem Lettner. Rechts davon stand die „Schwarze Madonna“, die in ihrer Entstehung auf den Zeitraum von 1220/30 datiert wird. Am 2. August 1554 wurde der aus Kamen kommende Hermann Hamelmann, geboren 1526 in Osnabrück, hier zum Pfarrer bestellt. In seinem Arbeitsvertrag musste er sich verpflichten, dass er sich an der katholischen Lehre orientieren würde. 

Doch bereits im Jahr darauf wich er davon ab. Bei der Fronleichnamsprozession 1555 predigte er „über den wahren Gebrauch des Sakramentes und seine Einsetzung“ im protestantischen Sinne und er kritisierte das „Herumtragen des Brotes“ heftig. Das bedeutete einen grundlegenden Eklat. Hamelmann wurde im Gefolge zum Landesherrn nach Düsseldorf/Bensberg bestellt und am 14. August des Jahres verhört. 

Schließlich erfolgte seine Entlassung aus dem Amt. Danach versuchte der stellvertretende Vorsteher des Franziskanerklosters in Bielefeld – der „Vice- Guardian“ – wieder katholisch zu predigen. Es wird berichtet, dass die Gemeinde ihn mit „düdeschen psalmen“, mit Kirchenliedern in deutscher Sprache, aus dem Gottesdienstraum „heraus gesungen“ habe. Typisch für die Reformation waren die Kirchenlieder auf Deutsch, und nicht mehr auf Latein. 

Weitere Lebensstationen

Nach seiner Absetzung amtierte Hermann Hamelmann von 1556 bis 1568 als Pastor an der Marienkirche in Lemgo, wo er ebenfalls zeitweilig wegen Streitigkeiten mit seinem Landesherrn aus der Stadt verwiesen wurde. 1568 berief ihn Herzog Julius von Braunschweig zum Generalsuper intendenten von Gandersheim mit der Absicht, in seinem Land die Reformation durchzuführen. 

Hamelmann legte zusammen mit einem Kollegen im Sommer 1573 die Grundzüge einer Kirchenordnung für die Grafschaft Oldenburg fest, zu deren Durchführung er fortan als Hauptpastor der Lambertikirche und Superintendent der Grafschaft bis zu seinem Tode tätig blieb. Die Durchsetzung der nach ihm benannten Kirchenordnung in der Grafschaft zählte zu seinen he rausragenden Leistungen. Für Bielefeld ist noch besonders hervorzuheben, dass er eine Reformationsgeschichte Westfalens verfasste. Über die damaligen Ereignisse in Bielefeld sind wir fast ausschließlich durch seine Berichte informiert. Er starb am 26. Juni 1595 in Oldenburg.

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