11.12.2020

Warum die Krippe drei verschlossene Eingänge hat

Die Eingänge sind verschlossen. Foto: Flüter

Brakel. Auf die Herausforderung durch die Corona- Pandemie reagieren die pastoralen Räume und Pastoralverbünde im Hochstift mit viel Kreativität. Ein Beispiel für das große Engagement ist der Weihnachtsweg in der Brakeler Innenstadt. 

Vor der Bankfiliale in der Brakeler Innenstadt steht ein schlichtes kleines Holzhäuschen. Drei Eingänge hat es, alle sind verschlossen. Damit auch jeder Passant versteht, hängen bis zur Unfreundlichkeit knappe Hinweisschilder an den Türen: „Geschlossen“, „Kein Platz“ und „Belegt“. Die vierte, zur Straße verborgene Seite zeigt, was sich dahinter verbirgt, nämlich der Stall mit der Krippe, in dem die Heilige Familie untergekommen ist. 

Es ist bekannt, das Josef und Maria vor 2 000 Jahren zu der Bevölkerungsgruppe gehören, die auch bei uns besonders unbeliebt ist: den Flüchtlingen. Schlimmer noch: Das was sie als schlimmes Leid, als Ausgrenzung und physische Not erfuhren, dient uns heute oft als Grund für romantische Verklärung und einen wochenlangen Konsumrausch. Die Bretterbude vor der Bank ist so gesehen ein Statement: Drinnen ist es vielleicht ganz kuschelig, aber die, die eigentlich unsere Solidarität zum Weihnachtsfest brauchen würden, bleiben außen vor. 

Die Kaufmannschaft machte gern mit

Mit der Hütte vor der Bank ist dem Pfarrgemeinderat in Brakel eine aussagekräftige Installation gelungen, die den Höhepunkt von insgesamt zwölf Stationen an elf Standorten darstellt. So viele Haltepunkte zählt der Weihnachtsweg, den der Pfarrgemeinderat eingerichtet hat. 

Mit dem Weihnachtsweg reagierte das Gremium auf die Rahmenbedingungen während der herrschenden Pandemie, in der die Kirchen nur sehr beschränkt zugänglich sind. „Wir hatten vor Jahren schon mal einen Weihnachtsweg in der Kirche, aber das ist ja zurzeit nicht möglich“, sagt Rita Mertens, die Vorsitzende.

So machte sie zusammen mit weiteren Mitgliedern des Pfarrgemeinderates nicht nur das Beste aus der misslichen Lage. In Brakel gelang eine Innovation und ein neues Corona- Format, das Zukunft haben könnte. 

Wie gut die Idee ankam, zeigte sich , als die Kaufmannschaft von Brakel wegen einer Zusammenarbeit angefragt wurde. „Die Zustimmung war groß“, erinnert sich Rita Mertens. Von einem „Adventshighlight der anderen Art“, spricht Rainer Schäfers, der Vorsitzende des Werberings Brakel e. V. Höhepunkte werden auch in Brakel während der Adventszeit dringend gesucht, weil der traditionelle Nikolausmarkt ausgefallen ist. Es dauerte nicht lang, bis eine ausreichende Anzahl von Geschäften zusammengekommen war, die Schaufenster für die Aktion bereitgestellt haben. 

Guckkästen im Caritas- Kaufhaus

Der Weihnachtsweg schlängelt sich auf leicht verschlungenen Wegen durch die Stadt. Er beginnt auf dem Marktplatz vor Brakels beeindruckendem historischen Rathaus. Dort steht eine Haltestelle, die den Beginn markiert. Schräg gegenüber befindet sich am Marktplatz bereits die erste Station. Der Satz „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht“ steht auf einem mit schwarzer Folie abgeklebten Schaufenster des Caritas- Kaufhauses. 

Nur an einigen Flächen ist der Blick frei auf Szenen, die in Guckkästen angeordnet wurden: Puppen, ein gedeckter Tisch, ein Rettungsring. Beim ersten Eindruck haben sie nur wenig mit der Weihnachtsgeschichte zu tun. Doch bei dem Dargestellten „handelt es sich um das, was Licht in die Welt bringt“, sagt Rita Mertens. 

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