27.11.2020

Wenn Musik und Gesang verstummt…

Ein umfangreiches Programm hatte Tobias Leschke für 2020 ausgearbeitet, die Pandemie machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung. Foto: Annabell Jatzke

Dekanat Märkisches Sauerland. Viel gehofft, gebangt und gekämpft hat Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke in den letzten Wochen und Monaten. Musik ist für den 29-Jährigen nicht nur beruflich alles. Natürlich musste er in Zeiten der Corona- Pandemie herbe Rückschläge entgegennehmen. 

Als einer der Ersten nahm Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke im Dekanat Märkisches Sauerland den Probenbetrieb seiner Chöre nach dem ersten Lockdown wieder auf. Im August probte Leschke unter bestimmten Voraussetzungen wieder mit dem Jungen Chor Iserlohn und dem Collegium Vocale Iserlohn. Der Grundtenor war dabei positiv. Die meisten Chormitglieder freute es, dass es endlich wieder weitergehen konnte. Verbindet die Musik doch sehr. Selbstverständlich hatte Leschke seinerzeit auch mit kritischen Stimmen zu kämpfen. Er kommuniziert öffentlich, dass es zwar ein gewisses Restrisiko beim Proben gibt, aber jeder dies für sich selbst entscheiden müsse. 

Wechselbad der Gefühle 

Dann folgte Ende Oktober mit der zweiten Welle wieder die Einstellung der Probenarbeit. Beide Chöre stellten die Proben zeitgleich aufgrund von steigenden Infektionszahlen eigenverantwortlich ein. Zunächst hatten die Chöre es in Erwägung gezogen, die Proben vom Pankratius- Forum wegen des Platzangebotes in die benachbarte St.-Aloysius- Kirche zu verlegen. Die Entscheidung vom Erzbistum Paderborn, die wenige Tage später getroffen wurde, untersagte die Proben dann offiziell. 

Angst, Hoffnung, Enttäuschung – ein wahres Wechselbad der Gefühle, in dem sich auch Tobias Leschke befindet. Und gerade die Enttäuschung war besonders groß. „Man stellt sich langsam die Frage, wozu bin ich da?“, so Leschke, dem im Bereich der Kirchenmusik, für den er eingestellt wurde, in Pandemie- Zeiten die Hände gebunden sind. Natürlich bleibt sein Terminkalender nicht  gänzlich leer. „Nur ist er nicht so gefüllt, wie ich mir das wünsche“, so Leschke, der für die Musik brennt. Sitzungen und Verwaltungstätigkeiten  sowie die Nachwuchsförderung an der Orgel bleiben. Aber was heute noch erlaubt ist, ist morgen schon wieder überdacht – vieles ändert sich im Moment täglich.

Kein Ersatz für Live-Erfahrung

Alternativen zur Chorprobe vor Ort gibt es nicht unbedingt. Leschkes Chöre arbeiten an Youtube- Videos, in denen möglichst viele Stimmen daheim aufgenommen werden. Und auf dem Youtube- Kanal des Erzbistums beispielsweise gibt es regelmäßig Orgelvideos. Aber was ist das alles gegen die Live- Erfahrung? Bei den Chorproben wird auch die Gemeinschaft ganz groß geschrieben – und die leidet bei Social Distancing natürlich. 

Leschke persönlich schmerzt am meisten der Ausfall des Mozart- Requiems. Dieses sollte anlässlich des 75. Jahresgedenkens des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. November unter dem Motto „Et Lux perpetua luceat eis“ in St. Aloysius aufgeführt werden. Die beteiligten Chöre des Pastoralverbundes Iserlohn sowie Solisten und Orchester hatten unter der Leitung von Leschke bereits ein Viertel des Werkes eifrig einstudiert. Aufgrund der Einschränkungen musste die Veranstaltung dann aber leider ausfallen und stattdessen fand nur eine musikalische Andacht statt.

Adventszeit ohne Musik unvorstellbar

Musikalische Andachten sind erlaubt, Konzerte hingegen nicht. Am 13. Dezember wird in St. Aloysius unter dem Titel „Ich verkündige euch eine große Freude“ zu einer weiteren musikalischen Andacht im Advent eingeladen. Und auch am zweiten Weihnachtsfeiertag bietet die Gemeinde eine musikalische Andacht unter dem Motto „A  ceremony of nine lessons and carols“. Die Veranstaltungen fangen jeweils um 17.00 Uhr an. 

Dank der musikalischen Andachten ertönt wenigstens etwas Musik in der Advents- und Weihnachtszeit. Weihnachten ohne Musik und Gesang, das geht nach Aussage von Leschke nicht. Genauso schwer findet er es, Gottesdienste ganz ohne Musik und Gesang zu gestalten. „Die Adventszeit steht und fällt mit den Liedern“, so Leschke, der sich natürlich auch bewusst ist, dass man in der aktuellen Zeit nicht lautstark und voller Überzeugung „Macht hoch die Tür“ oder „Tochter Zion“ singen kann. Einerseits aufgrund der Einschränkungen, andererseits ist die Vorfreude aufs Fest in diesem Jahr durch die Pandemie getrübt. 

Mit einem Wunsch wird Leschke dann sicherlich Silvester ins neue Jahr starten: dass endlich der Probenbetrieb wieder aufgenommen werden kann und dass man explizit für Konzerte Programme einstudieren kann. Die Hoffnung ist allerdings auch ein Stück weit gebremst. Für das erste Halbjahr sieht Leschke erst mal noch keine rosige Zeit vo raus. Aber die Hoffnung stirbt gewissermaßen zuletzt.

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