30.10.2020

Gottes große Spur

Hans Wistuba (rechts) und Karl Scharfen am „Ort der Stille“ im Kurpark. Foto: Flüter

Bad Wünnenberg. Bildstöcke und Wegekreuze prägen seit vielen Jahrhunderten die Landschaft. Eine Initiative in Bad Wünnenberg hat sich vorgenommen, die religiöse Kunst im öffentlichen Raum zu erhalten und wenn notwendig zu restaurieren. Dafür verlieh der Kreis Paderborn den Mitgliedern der Initiative „Bildstöcke und Wegekreuze“ jetzt den Heimatpreis.

Ort der Stille 

Auch bei herbstlich nasskaltem Wetter leuchten immer ein paar Kerzen vor dem großen Holzkreuz im Bad Wünnenberger Kurpark. Der „Ort der Stille“ mit einer Madonna, dem Kreuz und einem Rosenbeet ist vor allem bei älteren Einwohnern und Kurgästen beliebt. „Unser bisheriger Bürgermeister Christoph Rüther hat uns berichtet, dass immer wieder Menschen bei ihm anrufen, um ihm zu sagen, wie sehr sie diesen Ort schätzen“, sagt Karl Scharfen von der Bad Wünnenberger Ini tiative „Bildstöcke und Wegekreuze“.

Gruppe kümmert sich

Rüther, der neue Landrat im Kreis Paderborn, wusste als Bürgermeister des Kurortes das große ehrenamtliche Engagement der Initiative zu schätzen. 15 Personen stark ist die Gruppe, die in Bad Wünnenberg die Pflege und Sanierung von Wegkreuzen und Bildstöcken übernommen hat – und im Kurpark sogar die neue Gedenkstätte aufbaute. Dafür gab es jetzt den Heimatpreis, den noch Manfred Müller überreichte, Rüthers Vorgänger im Amt des Landrates. Die Bad Wünnenberger teilten sich den Preis über 10 000 Euro mit zwei weiteren Preisträgern, der Begegnungsstätte Weiberg und der Dorfgemeinschaft Hövelhof/Riege. 

Unterstützung von drei Projekten

Ihren Anteil von genau 3 333,33 Euro hat die Initiative bereits verplant. Drei Projekte hat die Initiative für die kommenden Jahre ins Auge gefasst: den Antoniusbildstock am Ortsausgang Richtung Alme, den Bildstock am Stadtweg zwischen Unter- und Oberstadt und das große Kreuz in der Wüstung Imminghausen. 

Alte Tradition wiederbeleben

„Früher sind die Prozessionen zum heiligen Antonius außerhalb der Stadt gezogen“, sagt Hans Wistuba, der wie Karl Scharfen zum harten Kern der Initiative „Bildstöcke und Wegekreuze“ gehört. Die Initiative will diese alte Tradition wiederbeleben und den gründlich überholten Antoniusbildstock zum Blickfang im Neubaugebiet „Iserkuhle“ machen. „Die Stadt wird uns sogar am Bildstock eine Fläche zur Verfügung stellen, sodass die Prozession dort wieder Halt machen kann“, sagt Wistuba mit einigem Stolz. 

Unterhaltungsarbeiten übernommen

Das Entgegenkommen der Stadtverwaltung überrascht nicht, wenn man bedenkt, was die Initiative in den vergangenen Jahren ehrenamtlich für Bad Wünnenberg geleistet hat. Sechs Bildstöcke, sieben Wegkreuze und drei Gedenkstätten gibt es im Ort und die Initiative übernimmt im Alleingang die Pflege und Sanierung der religiösen Kunst am Wegesrand. Jedes Kreuz und jeder Bildstock hat eine Pflegeperson, die die Unterhaltungsarbeiten übernimmt. „Gras mähen, Büsche schneiden, den Ort sauber halten“, beschreibt Karl Scharfen die Aufgaben der Pflegepersonen. „Ohne sie wäre vieles nicht möglich.“

Mit Inschrift versehen

Daneben hat die Initiative seit 2016 Jahr für Jahr neue Projekte in Angriff genommen. 2016 wurde das Wegkreuz im Ringelsbruch erneuert, 2017 restaurierte die Initiative das alte Kriegerdenkmalkreuz am Mohnberg. Im Jahr darauf entstand zusammen mit der Gruppe „Rosen für das Leben“ der „Ort der Stille“ im Kurpark, 2019 wurde das Kreuz im Abendtal erneuert und mit einer Inschrift versehen. 

Handwerkliches Können gefragt

Für die oft aufwendigen Arbeiten bringen die Mitglieder der Gruppe das handwerkliche Können mit. Wenn doch mal Spezialisten ran müssen, helfen viele Betriebe aus Bad Wünnenberg unentgeltlich aus. Überhaupt ist die Bereitschaft, die Initiative zu unterstützen, im Dorf überall anzutreffen. Die Spenden für Projekte fließen reichlich und Helfer finden sich immer wieder. Hans Wistuba und Karl Scharfen betonen, dass diese Anerkennung für alle Mitglieder der Initiative gilt. Die beiden haben den Heimatpreis zu zweit entgegengenommen, weil wegen Corona nur zwei Teilnehmer an der Verleihung teilnehmen konnten. 

Zusammenhalt im Dorf stärken

Gewürdigt wurde mit dem Preis auch die Leistung der Ini tiative „Bildstöcke und Wegekreuze“ für das Gemeinschaftsgefühl im Ort. Die ehrenamtlichen Kulturretter haben allein schon durch Arbeit etwas bewirkt, was sie als ihr Ziel ausgegeben haben: den Zusammenhalt im Dorf zu stärken. Gleichzeitig haben Karl Scharfen und Hans Wistuba die Geschichte und Traditionen ihrer Heimat für die kommenden Generationen bewahrt. „Wir inte ressieren uns für das, was unsere Vorfahren mit Liebe geschaffen haben“, sagt Hans Wistuba, „und wir wollen es für die Nachwelt erhalten.“

Kulturelles Erbe

Die Initiative „Bildstöcke und Wegekreuze“ bewahre das kulturelle Erbe der Religion, heißt es in der Begründung für den Heimatpreis. Die Initiative hat diesen Gedanken noch viel schöner ausgedrückt, als sie im vergangenen Jahr das Kreuz, das im Abendtal an der alten Straße Richtung Salzkotten steht, mit einer Inschrift versehen hat. „Im schönen Spiegel der Natur siehst du des großen Gottes Spur“, beginnen die Verse, um fortzufahren: „Doch willst du ihn noch größer sehen, so bleib an seinem Kreuze stehen.“

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