10.07.2020

Wie Freude und Demut zusammenhängen

Ein Feuerwerk bildet oft den Abschluss großer Feste, in diesem Jahr fangen viele erst gar nicht an. Foto: Gerd Altmann/Pixabay

In allen Bereichen unseres Lebens ist in den letzten Wochen viel passiert. Nach dem Corona-Lockdown gab es zuletzt mehrere Lockerungen, die größtenteils ein Leben in der sogenannten neuen Normalität ermöglichen. Geschäfte haben wieder geöffnet, viele Menschen können wieder arbeiten gehen und die meisten Kinder waren nochmals in der Schule. Jetzt sind sie mitten in den Sommerferien.

In den letzten Jahren haben sie bei schönem Wetter ihre Freizeit genossen, Freunde getroffen und sind eventuell auch in den Urlaub gefahren. In diesem Jahr gibt es jedoch einige Einschränkungen wegen der gegenwärtigen Krise. Es gibt Kontaktbeschränkungen, ausfallende Ferienangebote und vielleicht sogar keinen Urlaub, weil die Reise abgesagt werden musste. In den heutigen Lesungen lesen wir auffällig viel vom Jubel, was wie ein Kontrast wirkt. Aber an welcher Stelle können wir angesichts der Situation jubeln?

Darüber hinaus wird in den Lesungen deutlich, dass nach biblischer Auffassung die Demut eine mit dem Jubel zusammenhängende Einstellung ist. Im neunten Vers aus der alttestamentlichen Lesung wird zunächst zum Jubel aufgerufen, weil der König Jerusalems kommt. Allerdings wird er nicht prachtvoll einziehen, sondern demütig und auf einem Esel reitend. Diese Szene wird beim Einzug Jesu in Jerusalem vor der Passion genauso eintreffen. Der Verfasser des Textes schließt an diese Ankündigung direkt die Vorhersage einer Herrschaft des Friedens über die ganze Welt an, was auf den ersten Blick etwas paradox wirkt. Wie soll von einem König, der demütig auf einem Esel reitet, eine Herrschaft des Friedens ausgehen?

Herrschaft des Friedens 

Im Evangelium lesen wir dann, dass Jesus von sich selbst sagt, dass er gütig und von Herzen demütig ist. Zusätzlich spricht Jesus die Einladung aus, dass wir mit unserer Last zu ihm kommen dürfen. Er will uns diese abnehmen und uns sein sanftes Joch und seine leichte Last auflegen. Jesus nimmt uns unsere Sorgen und Nöte ab und wird mit ihnen letztlich ans Kreuz gehen, für uns sterben und uns erlösen. Die prophezeite Herrschaft des Friedens braucht also keinen König, der mit viel Prunk daherkommt. Diese Herrschaft wird verwirklicht, indem sich der König selbst zurücknimmt und in Liebe den Menschen ihre Last abnimmt. Damit weist er einen Weg auf, auf dem keiner abgeschlagen zurückbleiben muss.

Dem Geist verpflichtet

Für die Umsetzung bedarf es jedoch von unserer Seite Engagement. Wir müssen uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass wir nicht– wie es im Brief an die Römer heißt– dem Fleisch verpflichtet sind, sondern dem Geist. Dieser wurde von Jesus ausgesandt, um bei der Verkündigung seiner Botschaft und beim Aufruf zur Nachahmung seines Handelns zu helfen.

Der Geist möge uns im demütigen Handeln unterstützen, wenn wir uns aus Liebe zu unseren Mitmenschen etwas zurücknehmen und so allen Menschen etwas Freude schenken können. Ich wünsche uns allen, dass dieser Sommer trotz aller Einschränkungen ein schöner Sommer wird, die Schüler schöne Ferien haben und wir uns über viele Tage freuen, an denen wir jubeln können.

 

Info

Demut

Im Hebräischen bedeutet Demut auch „sich beugen“, was aus der Erfahrung der Unterdrückung durch fremde Herrscher kommt. In der späteren theologischen Reflexion wird aus der eindimensionalen Hoffnung auf Gottes Eingreifen in der Welt zur Schaffung einer gerechten Ordnung die Erkenntnis der Abhängigkeit der Menschen Gott gegenüber. Der Mensch müsse folglich Gott gegenüber sein Handeln ständig überdenken.

In der Botschaft Jesu bedeutet Demut, sich selbst in Liebe zu den Menschen zurückzunehmen, wie er es in seinen Taten vorgelebt hat. Er hat sich nicht in den Mittelpunkt gestellt, um bedient zu werden, sondern um zu dienen.

Demut ist ein Zeichen der Liebe zu Gott und den Menschen und kein Ausdruck von sklavischer Unterwerfung.

 

Über den Autor

Lukas Rebbe, Magister Theologiae, wissenschaftlicher Mitarbeiter im IbiP und Promovend im Graduiertenkolleg der Theologischen Fakultät Paderborn.

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