09.04.2020

Das Fest der Befreiung

Lämmer spielen nicht nur an Ostern eine Rolle, auch zu Pessach– dem Fest, zu dem Jesus nach Jerusalem gekommen war. Foto: Adina Voicu/Pixabay

Das Pessachfest (griechisch pas-cha) gehört zu den ältesten und wichtigsten Festen des Judentums und wird in der jüdischen Diaspora acht Tage lang gefeiert, vom 15. bis 22. Nisan (in diesem Jahr: der 9. bis 16. April). Es erinnert an die Gründungserzählung Israels,
an die große Heilstat Gottes, dem Auszug der unterdrückten Israeliten aus dem „Sklavenhaus“ Ägypten unter ihrem Anführer Mose.

von Angelika Strotmann

Mit Ritualen und Symbolen wird das damalige Geschehen am Pessachfest so aktualisiert, dass auch jede gegenwärtig erfahrene Unterdrückung und Verfolgung von der Hoffnung auf Erlösung und Befreiung durch Israels Gott selbst getragen wird. So wie er damals die Kinder Israels gerettet hat, so wird er sie auch heute und in Zukunft retten und erlösen.

Der Ursprung des Pessachfestes liegt im Dunkel. Eine Erklärung lautet, dass das Fest aus einem alten Hirtenfest entstand. Am Übergang von der Winter- zur Sommerweide wurde ein Lamm geschlachtet, um Fruchtbarkeit und Wohlergehen für die Herde zu sichern. Nach einer anderen Erklärung entstand es aus einem Blutritus, bei dem das Blut eines Lammes an die Pfosten der Haustür gestrichen wurde, um Schadensdämonen vom Haus abzuwehren (vgl. Ex12,21–30). Anschließend wurde das gebratene Lamm mit der ganzen Familie gegessen.

Früh verschmolz das eintägige Pessachfest mit dem zur gleichen Zeit gefeierten siebentägigen Mazzot-Fest, dem Fest der ungesäuerten Brote, an dem Gott die ersten Garben der Gerstenernte geopfert wurden. Mit der Gerstenernte im Frühling begann das Erntejahr, sodass zwei Rituale diesen Neuanfang begleiteten: das Entfernen alles Gesäuerten aus dem Haus, also von allem, was aus der Ernte des Vorjahres stammte, und das Backen der Mazzot, der ersten Gerstenbrote aus dem noch ungesäuerten neuen Getreide.

Seine besondere und tiefe theologische Bedeutung erhielt das Pessach-Mazzotfest jedoch erst durch seine Verbindung mit dem Exodus, mit Gottes Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei. Mit der Anweisung zum Pessachritual in Ex12,1–40 beginnt der letzte Akt dieser Befreiungstat. Jede Familie soll ein Lamm schlachten und mit seinem Blut die Türpfosten bestreichen. Das Blut wird den „Verderber“, der die Erstgeburt der Ägypter töten wird, von den Häusern der Israeliten fernhalten und sie verschonen. Noch in derselben Nacht soll das Lamm über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern vollständig verzehrt werden. „So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es ist ein Pessach für JHWH.“ (Ex12,11) Die Erzählung endet damit, dass Gottes Engagement für Israel letztlich Erfolg hat, weil der Pharao die Kinder Israels nach der zehnten und verheerendsten Plage endlich ziehen lässt. Wegen der Kürze der Zeit konnte das Volk aber nur ungesäuerten Teig mitnehmen und musste daraus die Mazzot, die ungesäuerten Brote, backen.

Auch 5780 (nach der jüdischen Zählung) feiern wieder Millionen Juden und Jüdinnen auf der ganzen Welt dieses wunderbare Fest und Millionen jüdischer Kinder stellen am Pessach-Vorabend, beim Sedermahl, die Frage aus der Pessachüberlieferung: „Worin unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten?“

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