„Täterarbeit ist Opferschutz“

Sascha Bisley liest beim SKM Dortmund aus seinem Buch „Zurück aus der Hölle“

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Starker Typ: Der Autor Sascha Bisley erzählte aus seinem bewegten Leben.Foto: SKM Dortmund
veröffentlicht am 31.01.2020
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Dortmund. Es ist diese schonungslose Offenheit, mit der Sascha Bisley aus seinem Leben erzählt und mit der es ihm gelingt, von Anfang an eine emotionale Nähe zum Publikum aufzubauen. Auch wenn manche seiner Schilderungen nur schwer zu ertragen sind.

Der Autor Sascha Bisley verletzte im Alter von 19 Jahren im Gewalt- und Alkoholrausch einen Obdachlosen so schwer, dass dieser an den Spätfolgen starb. Heute gibt er im Auftrag von Jugendämtern Kurse zur Gewaltprävention in Schulen und Gefängnissen, damit den Jugendlichen von heute ein Eintritt in die Spirale aus Gewalt und Hass erspart bleibt, in die er selbst als Kind geraten war. Beim SKM liest er im Rahmen der neuen Reihe „Zeit für Kultur“ im großen Saal des Katholischen Centrums aus seinem Buch „Zurück aus der Hölle“, in dem er seinen Weg „Vom Gewalttäter zum Sozialarbeiter“ beschreibt.

Echte Männer reden

Mit einem Hinweis auf das SKM-Angebot zur Krisen- und Gewaltberatung für Männer „Echte Männer reden“ eröffnet Geschäftsführer Alwin Buddenkotte die Veranstaltung. Gute Präventionsarbeit sei enorm wichtig, da gute Täterarbeit zugleich Opferschutz sei eine Aussage, die Sascha Bisley nur bestätigen kann.

Im Laufe der Lesung erfahren die Zuhörenden viel über den Menschen Bisley. Darüber, wie er als Kind eine ihm ausgesprochen bedrohlich erscheinende Perspektivlosigkeit und Sinnleere erlebte. Diese Unerträglichkeit, nicht zu wissen, warum er eigentlich auf der Welt ist, ließ ihn im Alter von nur 13 Jahren einen Selbstmordversuch unternehmen, der fehlschlug.

Offen berichtet der Autor aus seiner Kindheit und zeigt auf, warum Gewalt gegenüber den Kleinen und Schwachen in ihm ein Gefühl der Überlegenheit erzeugte. „Ich fühlte mich gut dabei“, sagt er, „ich fühlte mich gut, obwohl ich wusste, dass es falsch war, weil es ohne Folgen für mich blieb.“

Im Gefängnis 

Gedanken des Selbsthasses und der Schuld prägen dann seine Zeit im Gefängnis. Durch Bisleys Schilderungen spürt das Publikum, wie der „Knast“ den Menschen Sascha Bisley langsam verändert. Ohne die Zeit im Gefängnis, sagt er später selbst, wüsste er nicht, ob es ihm gelungen wäre, den richtigen Weg einzuschlagen.

Ein Schlüsselereignis sei die Vergebung des Obdachlosen im Gerichtssaal gewesen. Durch diese hat Bisley die wichtigste Lektion seines Lebens gelernt: Nicht Hass, sondern Liebe ist der Weg zu einem erfüllten Leben.

Zeit für Kultur

Die Autorenlesung ist die Auftaktveranstaltung zur neuen Reihe „Zeit für Kultur“, die der SKM Dortmund zukünftig in regelmäßigen Abständen anbieten möchte. Der nächste Termin ist der 16.September.

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