10.01.2020

Legal und fair gepflegt

Ursula Gisder ist seit Ende 2009 Koordinatorin für den Caritasdienst CariFair.

Paderborn. An den Feiertagen war es auch für Ursula Gisder ruhiger. Die Koordinatorin für das Projekt CariFair im Caritasverband Paderborn ist Ansprechpartnerin für Familien mit einem pflegebedürftigen Menschen und polnische Pflege- und Haushaltshilfen, die in diesen Familien arbeiten. Über den Jahreswechsel sind die meisten der polnischen Frauen nach Hause gefahren. So war das immer in den vergangenen zehn Jahren, seitdem CariFair gegründet wurde.

​Es ist ein kleines Jubiläum, auf das Ursula Gisder zurückblicken kann. Sie war vom ersten Tag an dabei, als die Caritas 2009 die ersten Pflege- und Haushaltshilfen aus Polen begrüßte. Mit dem Projekt wollte die Caritas die Möglichkeit schaffen, auf legalem Wege Pflege- und Haushaltshilfen aus Osteuropa einzustellen. In Polen war die Arbeitslosigkeit hoch. Viele Frauen nutzen bis heute die Chance, nach der Familienzeit Geld in Deutschland zu verdienen, allerdings oft in illegalen Arbeitsverhältnissen ohne ausreichende soziale Absicherung und zu geringen Löhnen. Das alles sollte bei CariFair anders werden.

Ursula Gisder stammt selbst aus Polen. 2009 war sie Mitarbeiterin einer Caritas-Sozialstation in Paderborn. Mit ihren Sprachkenntnissen und der Erfahrung in der Pflege war schnell klar, dass sie die geeignete Koordinatorin für den neuen Dienst war. CariFair stellte von Anfang an hohe Qualitätsstandards sicher. Die Familien und die polnischen Mitarbeiterinnen haben in Ursula Gisder eine Ansprechpartnerin, Caritas-Pflegeeinrichtungen wie die Sozialstationen oder Tagespflegehäuser bieten fachliche Unterstützung an.

Guter Ruf

Das ist gelungen. CariFair hat heute einen guten Ruf. Zuletzt hat die Stiftung Warentest den Caritasdienst positiv bewertet. Auch in Polen haben sich die guten Arbeitsbedingungen bei der Caritas herumgesprochen. „Wir erhalten immer mehr Bewerbungen von überall aus Polen“, sagt Ursula Gisder. Auch aus Deutschland erreichen sie Anfragen oft von Frauen, die bereits in mehr oder weniger illegalen Beschäftigungen arbeiten und mehr Sicherheit suchen. Die, die bei CariFair arbeiten, kündigen kaum. Einige Mitarbeiterinnen sind seit zehn Jahren dabei die, die am ersten Tag eingestellt wurde, hat mittlerweile in Deutschland geheiratet.

Ursula Gisder ist diejenige, die für die polnischen Mitarbeiterinnen immer da ist. Sie holt die Frauen bei ihrer ersten Ankunft in Paderborn vom Bus ab, ist bei der Unterzeichnung des Arbeitsvertrages dabei und hilft bei der Anmeldung im Einwohnermeldeamt, beim Finanzamt oder in der Krankenkasse. Sie ist selbstverständlich auch dabei, wenn die Pflege- und Haushaltshilfe zum ersten Mal in die neue Familie kommt. Dann kommt es darauf an, verbindliche Absprachen zu treffen: Wie soll der Haushalt geführt werden, welche Unterstützung und Pflege ist notwendig, wie wohnt die neue Mitarbeiterin, die in das Haus ihrer Auftraggeber einzieht, und welche Freizeitregelungen bestehen?

Wertschätzung steigt

Die Nachfrage nach den Pflege- und Haushaltshilfen nimmt stetig zu. „Leider können wir den Bedarf nicht immer decken“, bedauert Ursula Gisder. Doch die Nachfrage hat auch etwas Gutes. „Die Wertschätzung steigt, je mehr man sich kennenlernt“, sagt sie. „So verstehen Polen und Deutsche einander besser und kommen sich näher.“ Ein Mittel der europäischen Völkerverständigung: Auch das ist CariFair.

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