Das starke Korn

Gedanken zu Lk 17,5-10

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Foto: H. M. Fischer / pixelio
veröffentlicht am 04.10.2019
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Das Gesetz und Geheimnis des kleinen Senfkorns macht Mut zum Glauben in einer schwierigen Zeit.

von Achim Hoppe

„Stärke unseren Glauben!“ So bitten die Apostel den Herrn. „Stärke unseren Glauben!“ So möchten vielleicht auch wir bitten in einer Zeit, die den Glauben an diesen Herrn immer mehr zu verlieren scheint. Eine kleine (natürlich nicht repräsentative) Umfrage in einem meiner Religionskurse der Oberstufe ergab, dass von diesen 24 Schülerinnen und Schülern einer katholischen Schule immerhin noch 19 glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist, aber nur 9 an die Auferstehung der Toten und das Reich Gottes. 13 bezeichnen sich als religiösen Menschen, die andere Hälfte nennt sich nicht religiös. Ist das nicht ein sehr schwacher Glaube? Brauchen wir da nicht Stärkung, wenn eine ganze Generation junger getaufter Christen gar nicht mehr „richtig“ glaubt?

Doch halt: Jesu Antwort auf die Bitte der Jünger ist anders als erwartet: Ihr Glaube könne sogar einem großen Baum befehlen, er solle sich ins Meer verpflanzen, und er würde das tun. Wie macht der Baum das? Vielleicht wie Baron Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog? Fliegt der einfach so mit Krone und Wurzeln durch die Luft, um danach ins Meer zu stürzen und sich neu einzuwurzeln zwischen Korallen und Algen? Unglaublich!

Jesus meint: Dazu reicht ein Glaube, der nur so groß ist wie ein Senfkorn! Ihr braucht gar keinen großen Glauben. Ein „Senfkorn-Glaube“ reicht! Es kommt aus der Sicht Jesu nicht darauf an, dass mein Glaube riesengroß ist. Hier zählt nicht das „Immer schneller, immer höher, immer weiter“ unserer heutigen Lebenszusammenhänge. Jesus ermutigt uns, mit unserem kleinen Glauben erst einmal anzufangen und an das heranzugehen, was uns im Weg steht. Der Maulbeerfeigenbaum im Evangelium ist ein markantes Bild für alles, was uns blockiert und ein Vorwärtskommen unmöglich macht. Ein Bild unserer inneren Ängste und Sorgen. Und was haben wir nicht für große Ängste! Die Angst vor dem Klimawandel, vor Atomkraft, vor einem neuen Weltkrieg – und auch die Angst um unsere Kirche!

Der Glaube kann helfen, diese Ängste abzubauen und neue Kräfte zu schöpfen. Wer in seinen Ängsten gefangen bleibt, verliert auf Dauer die Kraft zum Handeln. Der Glaube ermutigt zu neuen Taten und zu neuem Aufbruch.

„Stärke unseren Glauben!“ – Erfüllt der Herr diese Bitte nicht vielleicht schon oft?

Wenn junge Leute im ganzen Land zu Tausenden auf die Straße gehen, sich für den Klimaschutz einsetzen und wieder stärker politisch engagieren, ist doch vielleicht ein starker Glaube dahinter? Wenn sich Bischöfe und Laien in der Kirche in Deutschland gemeinsam auf den Weg machen, um drängende Fragen zu beantworten, dann ist das ohne einen starken Glauben gar nicht möglich. Wenn sich ein Paar, das sich auseinandergelebt hatte, doch wieder zusammenrauft und spürt, dass die Liebe neu erwacht, dann ist das ein „Senfkorn-Glaube“, der einen ganzen Baum versetzt.

Ein asiatisches Sprichwort sagt: „Wahre Weisheit besteht darin, in der Raupe den Schmetterling zu sehen, im Korn die Blüte und im Ei den Adler.“ Der Glaube sieht im Ei den Adler! Ich sehe nur das Ei, aber Gott wirkt schon in ihm und lässt aus ihm den Adler schlüpfen. Und vielleicht ist in den schwierigen Problemen des Lebens Gott bereits am Werk, damit eines Tages der Adler die Schwingen ausbreiten kann.

Bleiben wir nicht vor den Bäumen unserer Ängste stehen. Vertrauen wir auf die Kraft unseres Glaubens!

Zum Autor:

Pastor StD Achim Hoppe ist Schulseelsorger und Lehrer an den Schulen St. Michael in ­Paderborn.

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