20.09.2019

Falsch gewählt

Falsche Wahl? Foto: S. Hofschlaeger / pixelio

von Claudia Auffenberg

In einem kleinen Dorf im Hessischen haben sie einen NPD-Mann zum Ortsvorsteher gewählt – einstimmig – und seitdem fragt sich die Republik erschrocken, wie das passieren konnte. Es lohnt ein genauerer Blick, nicht nur auf die Wahl, sondern auch darauf, wieso die überhaupt nötig war. Der Vorgänger, Klaus Dietrich, war im Juni zurückgetreten mit Hinweis auf „die politische Wirkungslosigkeit des Gremiums Ortsbeirat, da hier keinerlei Entscheidungsbefugnis besteht, und [] die Unterstützung des Gemeindevorstandes oder gar der Gemeindevertretung nicht gegeben ist“. So ist es im Sitzungsprotokoll notiert. Der Neue wurde dann im September gewählt. Den NPD-Mann haben sie im Ort, so ist zu lesen, vor allem als Kümmerer wahrgenommen. Da war sein Parteibuch wohl nachrangig und auch, dass er bei Facebook aus seinen politischen Ansichten keinen Hehl macht.

Wie also konnte das passieren? Vielleicht hat es mit dem zu tun, was vielerorts auf kommunaler Ebene vor Jahrzehnten passiert ist und was sich nach Meinung mancher in der Kirche derzeit wiederholt, nämlich dass Verantwortung von der unteren auf die nächsthöhere Ebene gezogen wird. Dass also gegen das Subsidiaritätsprinzip verstoßen wird, das die Kirche mal erfunden hat. Wie auch immer: Es darf nicht sein, dass ausgerechnet die Falschen wissen, wie man es richtig macht.

Die Evangelien erzählen an verschiedenen Stellen von der Brotvermehrung. Jesus redet zunächst zur großen Menge, zu den 5 000. Als es dann ans Essen geht, so überliefern es Markus und Lukas, sollen die Leute sich in kleineren Gruppen zu 50 bis 100 Personen setzen; in „Mahlgemeinschaften“ heißt es bei Markus. Das hatte womöglich nicht nur logistische Gründe, dass man die Brote schneller verteilt bekam, sondern auch den Sinn, dass wirklich jeder versorgt war, weil man sich so besser im Blick hatte. Vielleicht wurde so das Wunder erst möglich?

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