Enttäuschungen
Ein Kommentar von Matthias Nückel

Die jüngsten Zahlen über die Kirchenaustritte in Deutschland sind erschreckend. Nur einmal seit der deutschen Wiedervereinigung 1989 haben mehr Katholiken die Kirche verlassen als im vergangenen Jahr.
Über die Gründe wird nun viel diskutiert, wobei eines sicher feststeht: 2018 sorgte vor allem auch dieser Missbrauchsskandal für ein starkes Ansteigen der Austrittszahlen.
Solche Ereignisse sind aber immer nur der äußere Anlass für Menschen, einen Schlussstrich zu ziehen. Das zeigen Beispiele aus der Vergangenheit. Als der Solidaritätszuschlag zugunsten der neuen Bundesländer eingeführt wurde, wiesen Politiker darauf hin, dass dieser ebenso hoch sei wie die Kirchensteuer. Prompt fingen viele Menschen an, privat zu rechnen, und traten aus der Kirche aus. Die größte Austrittswelle gab es während der Diskussionen um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und dessen Bischofshaus.
Bei den Katholiken, die ihre Kirche verlassen, ist jedoch zuvor ein längerer Entfremdungsprozess vorausgegangen. Spricht man mit Menschen, welche aus der Kirche ausgetreten sind, so haben sie oft Enttäuschungen erlebt – mit dem Pfarrer oder der Kirchengemeinde vor Ort, mit einem sozialen Dienst der Kirche, in einem konfessionellen Krankenhaus oder auch mit der Kirche als Arbeitgeber. Weil es mittlerweile durch den schnelllebigen Wandel in der Gesellschaft keine Rolle mehr spielt, ob jemand Kirchenmitglied ist oder nicht, braucht es letztlich nur noch einen Anlass, um die Konsequenzen zu ziehen.
Wenn die Kirche den Negativ-Trend stoppen will, helfen keine Werbemaßnahmen. Glaubwürdiges Handeln im Umgang mit den Menschen ist gefragt. Und dabei muss sich die Kirche selbst an ihren eigenen hohen Ansprüchen messen lassen können.
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