19.06.2019

Abschiedstour im Seitenwagen

Unten: Blauer Himmel und Hunderte von Motorrädern auf dem Werler Marktplatz: „Moto Maria“ hat auch bei der neunten Auflage wieder viele außergewöhnliche Wallfahrer angezogen. Foto: Wiedenhaus

Werl. „Läuft!“ Das sagen sich nicht nur viele „Biker“, wenn es um die „Moto Maria“, die Motorradwallfahrt nach Werl, geht: Die besondere Art, sich zur „Trösterin der Betrübten“ aufzumachen, hat mittlerweile ihren festen Platz im Werler Wallfahrtskalender. Das bewies eindrücklich die neunte Auflage am Pfingstmontag. Dafür, dass alles „passt“, sorgte wieder einmal eine eingespielte Truppe – von den Begleitern der Sternfahrt nach Werl über die Helfer vor Ort bis zu den Geistlichen, die den ökumenischen Gottesdienst feiern. Einer aus dem Team wird im nächsten Jahr bei der zehnten Auflage allerdings nicht mehr dabei sein. Doch die Nachfolge ist geregelt.

von Andreas Wiedenhaus

Eigentlich war alles wie immer: Nach dem Ende des Gottesdienstes und der Segnung der Motorräder nahm Wallfahrtsleiter Pater Ralf Preker wie üblich im Beiwagen eines Motorrad-Gespannes Platz, um beim Korso der Maschinen rund um die Wallfahrtsstadt mitzufahren.

Doch dieses Jahr wurde der „Ritt im Beiboot“ zur Abschiedsrunde für den Franziskaner, der gemeinsam mit seinen Mitbrüdern den Wallfahrtsort im September verlässt.

Zuvor hatten die gut 300 „Bikerinnen und Biker“ auf dem Marktplatz einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert. In den Mittelpunkt seiner Predigt hatte der evangelische Pfarrer Werner Vedder in diesem Jahr – nachdem neben anderen Teilen bereits Kette, Stoßdämpfer oder Muttern Thema gewesen waren – den Schlüssel gestellt. „Ohne den läuft nichts“, stellte der Seelsorger in der schwarzen Lederjacke gemeinsam mit Wolfgang Koch und Thomas Mehr vom „Moto Maria“-Organisationsteam fest. Doch das gelte nicht nur in technischer Hinsicht: Wenn Aufgeschlossenheit und Offenheit im Umgang fehlten, sei auch unter den Menschen oft Funkstille.

Ein Predigt-Thema, das auf den scheidenden Wallfahrtsleiter zugeschnitten schien: Pater Ralf steht stellvertretend für die Zugewandtheit der Franziskaner, ohne die die Idee einer Motorradwallfahrt nicht so leicht zu verwirklichen gewesen wäre.

Ihre Dankbarkeit brachten die Fahrerinnen und Fahrer durch ein Plakat zum Ausdruck – mit der Überschrift „Danke, Pater Ralf“ und den Unterschriften derjenigen, die sich in diesem Jahr mit ihren Maschinen zur „Trösterin der Betrübten“ aufgemacht hatten.

Dafür, dass der Abschiedsschmerz nicht allzu groß wurde, sorgte nicht nur Pater Ralf selbst, der sich unter den Motorradfahrerinnen und -fahrern wieder richtig wohlfühlte und mit seiner guten Laune erst gar keine Trübsal aufkommen ließ, sondern auch zwei seiner Nachfolger: Dr. Gerhard Best, der ab September die Leitung übernimmt, und Pastor Stephan Mockenhaupt. Ursula Altehenger gehört ebenfalls zum neuen Werler Wallfahrts­team.

Die beiden Priester ließen keinen Zweifel daran, dass „Moto Maria“ im Wallfahrtskalender mittlerweile „gesetzt“ ist. Und sie verrieten bereits das Datum für die 10. Auflage: Sie findet am Sonntag, 17. Mai 2020, statt.

Der Hinweis von Wolfgang Koch allerdings, man könne im Urlaub doch prima den Motorrad-Führerschein machen, blieb erst einmal unbeantwortet.

Akustischer Wallfahrtshöhepunkt war dann natürlich wieder der Gruß an die Gottesmutter aus unzähligen Auspuffrohren nach dem Gottesdienst. Wenn auf Kommando die Maschinen angelassen werden, beginnt eine ausgesprochen außergewöhnliche „Ave Maria“-Sinfonie.

Da bollern großvolumige Zweizylinder in V-Form, Vierzylinder-­Reihenmotoren jubeln mit hoher Drehzahl im Stakkato und auch der ein oder andere Zweitakter fällt kreischend ein. Das obligatorische Hupkonzert beendet die Vorstellung.

Dann der Start zur gemeinsamen Ausfahrt rund um Werl, die Pater Ralf – wie immer in brauner Franziskaner-­Kutte, Schal und Helm – sicherlich noch einmal genossen hat.

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