10.05.2019

Der Brückenheilige

Auf Brücken oder in Kirchen: der heilige Johannes Nepomuk, hier in der Kamener Kirche Heilige Familie. Gedacht wird seiner am 16. Mai.Foto: Ansgar Hoffmann

Am heiligen Johannes Nepomuk ist man schon so oft an verschiedenen Orten vorbeigelaufen, dass man gar nicht mehr richtig wahrnimmt, wo er jeweils steht, obwohl das natürlich jeder weiß: auf einer Brücke nämlich.

von Claudia Auffenberg
 
Das ist insofern bezeichnend, als dass er zu Lebzeiten und sogar noch danach zwischen die Fronten geraten ist. 
Geboren wurde Johannes 1345 in einem kleinen Ort bei Pilsen, von dem sich sein Name ableitete und dessen Name sich heute von ihm ableitet: Pomuk. Johannes „ne Pomuk“ meinte ursprünglich „aus Pomuk“, heute heißt der Ort Nepomuk. Zum Studium ging Johannes nach Prag, er studierte Jura und wurde 1369 Notar in der erzbischöflichen Kanzlei. 1380 wurde er zum Priester geweiht, blieb aber der Juristerei treu. 1387 promovierte er zum Dr. jur. zwei Jahre später wurde er Generalvikar des Bistums Prag. Kenntnisreich und engagiert setzte er sich für die Rechte der Kirche ein, das Volk war ziemlich angetan, König Wenzel IV. mehr und mehr genervt. Damals gab es zunehmend Konflikte zwischen Kirche und König, es ging – wie so oft – um die Frage, wer das Sagen im Lande hat. 
 
Der Konflikt eskalierte, als der König, um die Macht des Bischofs zu beschränken, das Bistum flächenmäßig durch die Gründung eines neuen Bistums verkleinern wollte. Zur Finanzierung des Ganzen wollte sich Wenzel des reichen Benediktinerklosters Kladrau bedienen. Nach dem Tod des Abtes plante der König, als Nachfolger seinen Kandidaten durchzubringen, der dann auch gleich Bischof des neuen Bistums werden sollte. Doch die Mönche wählten einen anderen, der zügig vom Generalvikar, also Johannes Nepomuk, bestätigt wurde. Dem König wäre ein Einspruch möglich gewesen, aber er konnte die Frist nicht einhalten. So kam es nun zu heftigen Auseinandersetzungen, Johannes Nepomuk und andere Beamte des Bischofs wurden verhaftet, Johannes wurde gefoltert und schließlich im März 1393 in die Moldau geworfen. Ob er schon tot war oder darin ertrunken ist, ist unklar. Auch wie es zur Bergung des Leichnams gekommen ist, wird in sehr unterschiedlichen Legenden erzählt, sicher ist aber, dass seine Gebeine heute im Prager Veitsdom in einem opulent gestalteten Grab ruhen. 
 
Die Verehrung machte aus Nepomuk eine Art Staatsheiligen und als es nach der Reformation Bemühungen gab, das Land wieder katholisch zu machen, wurde er zu so etwas wie einem Gegenheiligen zu Jan Hus inszeniert. Hus war eine Generation später als Theologe in Prag aktiv, wurde aber als Reformator 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 
Die Legende überliefert, dass Johannes Nepomuk in die Moldau geworfen wurde, weil er das Beichtgeheimnis nicht brechen wollte. Im Gegensatz zum Konflikt um das Kloster ist diese Geschichte historisch nicht gesichert. Wie auch immer: Heute steht er mahnend an oder auf Bauwerken, die zu den wirklich wichtigen Erfindungen der Menschheit gehören und von denen es – zumindest im übertragenen Sinne – nicht genug geben kann: Brücken.
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