28.03.2019

Und wir? Wir dürfen träumen!

Foto: Rainer Sturm / pixelio

„Mach was draus. Sei Zukunft“, so lautet das Motto der diesjährigen MISEREOR-Aktion. Um zu erzählen, was das konkret bedeutet, ist in diesen Tagen im Erzbistum ein junger Mann aus El Salvador unterwegs: Fernando Manuel Renderos.

von Claudia Auffenberg

Er ist 19 und seit acht Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter der Jugendgruppe El Sauce. Wenn es diese Gruppe nicht gegeben hätte, so sagt er, dann wäre er heute ein anderer. Er würde heute wohl nicht Medizin studieren, sondern Drogen verkaufen. Falls er überhaupt noch lebte. El Salvador ist ein brutales Land, es tobt ein Bandenkrieg, in dem auch Kinder und Jugendliche ermordet werden. Fernandos Erzählungen sind beeindruckend und anrührend. Toll, wie verantwortungsbewusst und engagiert dieser junge Mann ist! Er verkörpert wirklich das MISEREOR-Motto. Einen wie ihn würden unsere Politiker sicher loben und sich gern mit ihm fotografieren lassen.

„Mach was draus. Sei Zukunft“, das praktizieren gerade weltweit Schülerinnen und Schüler, auch in Deutschland. Jeden Freitag. Da reagiert mancher Politiker verblüffend hilflos. Sicher, die wütenden Jugendlichen machen es einem nicht leicht. Sie sind laut, sie hören nicht zu, sie argumentieren radikal. Und erstaunlich kompetent.

„Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein“, gleich zwei Mal taucht dieser Satz in der Bibel auf. Beim Propheten Joël und in der Pfingstpredigt des Petrus, in der er Joël zitiert. Nach einer katastrophalen Phase ruft Joël das Volk zur Buße auf und kündigt das Heil an. Dieser Gott, so lautet die Botschaft, hat uns nicht vergessen. Es kommt der Tag des Herrn, traut den mächtigen Zeichen, auch wenn sie euch zunächst erschrecken: „Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer Visionen.“ Mit der Bibel als Verstehenshilfe im Gepäck, könnte man sagen: Was gerade freitags geschieht, ist nichts Bedrohliches. Im Gegenteil. Und wir Alten dürfen anfangen zu träumen davon, dass eine bessere Welt eben doch möglich ist.

Berichte über Fernando Manuel Renderos finden Sie in der Print-Ausgabe des Dom Nr. 13 vom 31. März 2019. Mit dem Thema Schülerstreik beschäftigt sich auch Matthias Nückel in seinem Kommentar.

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