Maßarbeit in luftiger Höhe

Spannende Momente: Langsam schwebt die große Glocke mit dem Zukunftskreuz des Erzbistums ihrem Platz im Domturm entgegen. Lediglich vier Zentimeter Platz sind auf jeder Seite.

Paderborn. Das Geläut des Domes ist bald komplett: Die beiden neuen Glocken wurden in einer spektakulären Aktion mit einem Kran in den Turm gehievt. Zahlreiche Schaulustige verfolgten das Schauspiel in der Paderborner Innenstadt.

von Andreas Wiedenhaus

Jubel, Applaus und hier und da ein leichtes Aufatmen – als um exakt 15.14 Uhr die neue große Glocke auf dem Stahlschlitten im Inneren des Domturmes verschwindet, ist es geschafft: Eine technische Meisterleistung sorgt dafür, dass die „Zeit der Stille im Glockenturm in absehbarer Zeit ein Ende haben wird“, wie Dompropst Joachim Göbel es ausdrückt.

Um die beiden Glocken an ihren endgültigen Platz zu bringen, hat es einer immensen Vorbereitung bedurft: Allein der Aufbau des Krans hat Stunden in Anspruch genommen. Dazu umfangreiche Absperrmaßnahmen, denn, so Projektleiter Björn Kastrup, „die Sicherheit hat absoluten Vorrang“.

Alle machen an diesem sonnigen Nachmittag einen „perfekten Job“ – nicht zuletzt Kran­führer Karl-Josef Hengsbach, der die außergewöhnliche Fracht routiniert über die Dächer in Richtung Turm schweben lässt. Teamarbeit ist das A und O, denn Hengsbach muss die meiste Zeit ohne Sichtkontakt zur Glocke auskommen. Entsprechend exakt sind die Anweisungen seines Kollegen auf dem Domturm.

Gerade bei der großen Glocke ist absolute Präzision gefragt. Sie muss mittig auf dem Stahlschlitten „landen“, auf dem sie anschließend in den Turm gezogen wird. Rechts und links sind jeweils nur vier Zentimeter Platz. Das Loch ist an der gleichen Stelle, an der schon 1951 die Glocken in den Turm kamen. Und aus Gründen des Denkmalschutzes, erklärt Projektleiter Kastrup, habe man für das „Glockenfenster“ in 35 Metern Höhe auch keinen Stein mehr als nötig aus der Wand entfernen dürfen.

Die Blicke in Richtung Himmel gelten nicht allein dem Turm und dem Kran. Auch Wind und Wolken werden beobachtet. Schließlich sind für den späteren Nachmittag Unwetter gemeldet. Doch das Wetter hält. Alles klappt wie geplant.

Entsprechend groß ist die Freude bei allen Beteiligten – nicht zuletzt bei Theo Halekotte und Dr. Gerhard Best, den beiden Glockensachverständigen des Erzbistums. „Das war heute ein wichtiger Schritt in Sachen Fertigstellung des Geläutes“, fasst Dr. Best die Geschehnisse dieses Nachmittages zusammen. So ganz, fügt er hinzu, sei die Spannung aber „noch nicht raus“: „Perfekt ist alles, wenn die Klangprobe im Turm erfolgreich verlaufen ist.“ Auf jeden Fall werden die Paderborner in den kommenden Wochen ab und zu wieder ein Glockenläuten aus dem Domturm hören – bis zu dem großen Tag, an dem das neue Geläut komplett erklingt.

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