„Populismus Türöffner für Rassismus!“

Prof. Dr. Josef Freise hält engagierten Vortrag bei der KAB

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Dr. Josef Freise: Nationalismus entgegenwirken.Foto: van Acken
veröffentlicht am 15.02.2018
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Lünen/Schwerte/Dortmund. Einen hochkarätigen Gast hatte der KAB-Bezirksverband Dortmund-Lünen-Schwerte für die 39. Auflage seiner Traditionsveranstaltung „Christen und Widerstand“ eingeladen. Dr. Josef Freise aus Neuwied, pensionierter Professor mit Lehrauftrag im Fachbereich Sozialwesen an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen hatte sich für seinen Vortrag das Thema „Rassismus und Christentum im Nationalsozialismus und heute: Können wir aus der Vergangenheit lernen?“ ausgesucht, und blieb auf die selbst gestellte Frage auch keine Antwort schuldig. Kompakt, verständlich und kurzweilig gelang es ihm, die Entstehung von Rassismus im Kontext der Geschichte von 2 000 Jahren Christentum darzustellen.

Rassismus ist dabei längst nicht mehr nur die Abwertung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe. Denn Menschen werden auch wegen ihrer Kultur, Religion, Sprache und Lebensweise diskriminiert. Als Beispiel nannte der Referent die zunehmenden Übergriffe auf Obdachlose. Rassisten haben ein eingeschränktes Weltbild und machen nur einen Unterschied zwischen Gut und Böse. Was im Kindesalter noch notwendig ist, weil es der Orientierung dient, wird bei Erwachsenen zum Pro­blem, wenn sie im Laufe ihrer Erziehung nicht lernen, sich ein differenzierteres Menschenbild zuzulegen. Dies sei ein mühsamer und langsamer Prozess, der aber zu einer gesunden Entwicklung des Menschen dazugehöre, führte Freise aus. Einfacher sei es natürlich, eine Sündenbock-Theorie zu verfolgen, sich jemanden auszusuchen, den man für Widrigkeiten des Lebens verantwortlich machen kann und ihn dafür zu „bestrafen“. So ist eine Rache-Mentalität nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ in vielen Kulturen verbreitet und führt letztlich zu einer Eskalation der Gewalt.

Dem setzte Jesus Christus ein anderes Bild entgegen: Durch das Ertragen (und eben nicht Erwidern) von Unrecht am eigenen Körper durchbrach er die Gewaltspirale. Obgleich er selbst eine führende Persönlichkeit war, setzte er durch sein Leiden einen Kon­trast zum Populismus, der sämtliche (politische) Verantwortung an Führer delegiert, die sich als stark und mächtig in Szene setzen. Entsprechende Tendenzen seien z. B. derzeit in den USA, Frankreich und Österreich, aber auch in Deutschland zu beobachten. Gerade im Rechtspopulismus könne man sehen, dass dieser von Menschen unterstützt wird, die unsicher und finanziell nicht abgesichert sind. Das führe dann beispielsweise zu Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Insofern macht der Populismus die Bahn frei für Rassismus.

Zum Abschluss seines Vortrages zitierte Freise Papst Franziskus, der die besondere Verantwortung der Christen für ein gutes Verhältnis zum Judentum betont: „Die Juden sind unsere älteren Brüder und wer Christ ist, kann kein Antisemit sein“. Und allgemein: „Nichts ist verloren, wenn man den Dialog wirklich praktiziert!“

Zuvor hatte KAB-Bezirks­präses Martin Lohoff in seiner Predigt in der heiligen Messe aus Anlass des 120. Geburts­tages und des 73. Todestages des seligen Nikolaus Groß gesagt, dass man verstärkt nationalistischen Tendenzen entgegentreten müsse. Wer sage: „Mein Land zuerst!“, habe aus der Geschichte nichts gelernt.

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