21.04.2017

Für Vielfalt und Toleranz

Auch Pfarrer Hans-Peter Iwan unterzeichnete im Beisein des Initiators Dr. Matthias Geck (sitzend, rechts) und von Vertretern der anderen Religionsgemeinschaften die Erklärung. Foto: Krehl

Schwerte. Vertreter von insgesamt elf Schwerter Religionsgemeinschaften trafen sich auf Initiative eines Schwerter Bürgers und waren sich völlig einig: Alle unterzeichneten anstandslos einen von Dr. Matthias Geck formulierten Aufruf für Vielfalt und Toleranz, gegen Fanatismus und Extremismus, gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit.

von Martin Krehl

Und mehr noch: Initiator Dr. Matthias Geck hat die Gemeinschaften allesamt dazu gebracht, an alle Wahlberechtigten in Schwerte zu appellieren, unbedingt zur Wahl zu gehen und ein deutliches Zeichen gegen Hass und Gewalt in der Schwerter Gesellschaft zu setzen. „Damit ist der Zweck dieser Ein-Mann-Initiative auch schon erfüllt, sie stellt ihre Arbeit ein“, sehr zu recht konnte sich Geck zurücklehnen und den Unterschriften-Corso betrachten.

Die katholische Pfarrgemeinde St. Marien, die drei evangelischen Gemeinden Schwerte, Ergste und Westhofen, die Schwerter DITIB-­Moscheegemeinde, der türkische Bildungs- und Kulturverein, der alevitische Kulturverein, die evangelische Maranatha-­Gemeinde, Sri Kanakathurka Ampal Aalayam Schwerte (Hindu-Tempel in Schwerte), die jüdische Kultus­gemeinde Groß-Dortmund und die neuapostolische Gemeinde erklärten sich sofort bereit zu dieser bislang noch nie dokumentierten Einigkeit der Religionsgemeinschaften.

Der Schwerter Volkswirtschaftswissenschaftler Dr. Matthias Geck hatte seine Schlüsselerlebnisse im Zusammenhang mit seinem ehrenamtlichen Engagement in der Flüchtlingshilfe, etwa im Übergangswohnheim, in einer Turnhalle oder im Begegnungscafé für geflüchtete Menschen im katholischen Pfarrheim in Villigst: „Da habe ich gelernt, dass es neben Krieg und Terror auch die Religionszugehörigkeit als Fluchtgrund gibt.“ Dagegen sollte zumindest in Schwerte ein deutliches Signal, ein gemeinschaftliches Votum gesetzt werden.

Und Geck hat es mit zäher Hartnäckigkeit, mit viel Diplomatie und Aufgeschlossenheit geschafft, fast alle Religionsgemeinschaften unter einen Hut zu bekommen. „Nur die freie evangelische Gemeinde hat in einer Mitgliederversammlung dafür keine Mehrheit bekommen“.

Matthias Geck hofft jetzt, dass sein Anliegen des Mitei­nanders für Toleranz und Menschlichkeit sich verstärkt und verselbstständigt: „Ich sah auch bei uns Vielfalt und Frieden bedroht und wollte dem etwas entgegensetzen.“ In seinem Nachbarn Pfarrer Achim Riggert fand Geck den wohl passendsten Berater: ­Riggert forscht an der Uni Münster im Bereich interreligiöser Dialog: „Wenn wir es schaffen, dass die Religionen sich untereinander eine Wertschätzung entgegenbringen, voneinander lernen und sich ergänzen, dann hat die Initiative Erfolg gehabt“, so Pfarrer Riggert.

Das hat sie zweifellos. Niemand wird je ermessen können, wie viel Nervenstärke Dr. Matthias Geck aufbringen musste, um diesen Abstimmungsmarathon mit den Verbänden, Kirchen und Gemeinschaften zu schaffen. Den Text des unterschriebenen Aufrufes für ein friedliches Miteinander in einer pluralistischen Gesellschaft, eben für Vielfalt und Toleranz, bekommt jede Gemeinde und jede Gemeinschaft in einer kleinen Auflage ausgedruckt zur Verfügung gestellt. Die Druckkosten sponsert der sehr beeindruckte Schwerter Bürgermeister Heinrich Böckelühr.

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