17.11.2016

Der Königsmacher

Fenster im Meditationsraum der Bildungsstätte St. Bonifatius in Elkeringhausen. Foto: Hoffmann

Egal ob Familienfeier, Sitzung oder dieser Artikel hier: etwas gut zu Ende zu bringen, ist eine Herausforderung. Nicht nur jedem Anfang, auch jedem Ende wohnt ein Zauber inne, weswegen manche sagen, man solle Dinge vom Ende her denken. Das Kirchenjahr endet mit dem Christkönigssonntag.

von Claudia Auffenberg

Bei dem Wort bekommen viele ältere Katholiken leuchtende Augen, denn dieser Sonntag war besonders in der Nazizeit der Bekenntnissonntag der katholischen Jugend. Mit Bannern und in eigenen Uniformen legten die jungen Menschen damals Bekenntnis für Christus und damit bewusst gegen den Führer und den ihn umgebenden Kult ab.

Als Papst Pius XI. dieses Fest 1925 einführte, konnte er noch nicht ahnen, welche Bedeutung es wenige Jahre später bekommen würde. Allerdings war es auch damals schon ein Signal für die Menschen in Europa. König- und Kaiserreiche lagen nach dem Ersten Weltkrieg in Trümmern. Die Menschen waren in einer Weise erschüttert, die heute kaum noch vorstellbar ist. Flächenmäßig, technisch gesehen und mit Blick auf seine Folgen war das ein Krieg, den es vorher so nie gegeben hatte. In den 1920er-Jahren sorgten die wackeligen Anfänge der Demokratie und die Entwicklungen etwa in Russland zudem nicht gerade für Vertrauen ins System. In diese Zeit hinein stellte der Papst mit der Enzyklika „Quas Primas“ am 11. Dezember 1925 das Fest, um Mut zu machen und den Blick auf den König zu richten, auf den man vertrauen kann. Konkreter Anlass war die 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nicäa im Jahr 325. Dort war die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater bekannt und damit dem Arianismus widersprochen. Die Anhänger dieser Lehre widersprachen dem Bekenntnis vom dreifaltigen Gott, für sie war allein der Vater Gott. Das Konzil von Nicäa verkündete dagegen die Wesensgleichheit von Vater und Sohn. Auch der Sohn gehört also ins Gottesgeheimnis.

Nach dem Krieg und erst Recht nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verlor das Fest für die Menschen an Bedeutung. Könige kannte und kennt man heutzutage nur noch aus den bunten Blättern oder aus Märchenbüchern. Sie sind zwar in der Regel freundliche, aber irgendwie harmlose Figuren. Gilt das auch für Christus? Er mag freundlich sein, harmlos ist er ganz sicher nicht. Und was sagt man, wenn man sagt, er sei Sieger, König, Herrscher über das All? Ist es heute noch angemessen, so über ihn zu reden?

Angesichts der Mächtigen, die die Demokratie gerade nach oben spült, ist man fast geneigt, das Fest wieder höher zu hängen. Es gilt allerdings, genau hinzuschauen, was für eine Art König das ist, der da gefeiert wird. In allen drei Lesejahren erzählen die Evangelien dieses Sonntags gerade nicht von einem, der nach irdischer Königsmanier daherkommt, sondern eher wie ein hinausgefegter Bettler. Dieser König hebt sich nicht heraus, sondern hinein. Er macht sein Volk zu Königen: „Ihr aber seid eine königliche Priesterschaft“, heißt es im ersten Petrusbrief.

Was für ein Ende!

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