Erinnerungen eines Kirchenküsters

Hormes Jupp brachte viele Erlebnisse zu Papier

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Attendorns ehemaliger Kirchenküster Josef Hormes hat mit seiner Schreibmaschine zahlreiche Schilderungen für die Nachwelt verfasst. Foto: Lüttecke
veröffentlicht am 01.09.2016
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Attendorn. Die alteingesessenen Attendorner können sich noch gut an ihn erinnern: Josef Hormes war in Attendorn als langjähriger Küster der Pfarrkirche St. Johannes Baptist, auch Sauerländer Dom genannt, bekannt und geschätzt. Seinen kirchlichen Dienst versah er von 1945 bis 1981. In dieser Zeit hat er vieles erlebt, von dem er einiges später auch zu Papier gebracht hat. Denn Hormes Jupp, so nannten ihn die Hansestädter, war ein „Meister der Schreibmaschine“.

von Meinolf Lüttecke

Und so stehen der Nachwelt eine große Anzahl von Schriftstücken zur Verfügung, die der mittlerweile Verstorbene besonders in den Jahren 2000 bis 2005 aufsetzte. Einer seiner Beweggründe dafür war, dass er geistig fit bleiben wollte – was ihm auch gelang.

So überschrieb er die Geschichte „Meine Kriegsjahre und meine Gefangenschaft“ mit dem Hinweis, dass er sein Erinnerungsvermögen und seine Schreibmaschine in Bewegung halten wolle und setzte dann sechs Seiten über das Erlebte auf. Das war im Dezember 2003, da war Josef Hormes bereits im betagten Alter. Und nach seinem umfassenden Bericht kam noch der Hinweis: „Bei der Beurteilung dieser Zeilen sei man mir ob meines Alters (87) mit der Grammatik, dem Stil und den Tippfehlern etwas gnädig.“ Von seinen gesamten Aufzeichnungen hat er jeweils Kopien dem Verein für Orts- und Heimatkunde Attendorn zu Lebzeiten bereits übergeben. Ein sicherlich „kleiner Schatz“, denn es geht um Attendorn ab den Zwanzigerjahren.

Eine Geschichte sei herausgegriffen, denn sie jährte sich jetzt zum 70. Mal. Josef Hormes versah diese mit der Überschrift „Erlebnis mit dem Kirchen-Latein im Jahre 1946“: Am 15. August 1946, dem Feste Mariä Aufnahme in den Himmel, kam morgens während meiner Dienstzeit als Küster der Pfarrkirche, ein belgischer Offizier der damaligen Besatzungsmacht in die Sakris­tei. Eine Verständigung zwischen uns war wegen der Sprachschwierigkeiten nicht möglich. Schließlich entdeckte ich an seiner Uniform ein kleines Kreuzchen. So kam ich seinem Anliegen wohl etwas näher. „Celebret“ (Ausweis des Priesters) war mein erstes Wort an ihn. Nun ging es weiter von mir: „Celebrieren?“ Jetzt folgte von ihm nur ein Kopfnicken. Ich legte ihm die Paramente bereit und half ihm beim Ankleiden. Mit dem „Adjutorium nostrum in nomine Domini“ und meiner Antwort: „Qui fecit caelum et terram“ gingen wir zum Altar. Nun begann mit dem Staffelgebet die heilige Messe in lateinischer Sprache. Wir verstanden uns jetzt tadellos. Nach dem Schlußevangelium – wie es damas noch üblich war – kam mein „Deo gratias“.

Nach dem Gang in die Sakristei war wieder totale Stille. Mit einem „gratias“ verabschiedete sich der belgische Militärpfarrer von mir. Das war für mich ein unvergessliches Erlebnis mit dem Kirchen-Latein.

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