05.08.2016

Die Macht der Barmherzigkeit

Papst Franziskus baut auf die Jugend – und die jungen Menschen mögen den Papst.

Krakau. Mit einer Vigilfeier und der Abschlussmesse mit Papst Franziskus ist der Weltjugendtag am vergangenen Wochenende in Krakau zu Ende gegangen. Mit dabei waren während des großen Glaubensfestes auch etwa 500 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Erzbistum Paderborn.

von Dirk Lankowski

„Ich glaube, der Weltjugendtag ist das größte Festival auf der Welt, schon allein durch seine Dauer und Masse an Teilnehmern“, sagt Gruppenleiter Sven Rodewald begeistert. Und der 22-Jährige fügt hinzu: „Hier kann ich den Glauben der ganzen Welt erfahren und mit anderen teilen – wo bekommt man sonst so ein besonderes Gefühl, so eine atemberaubende Atmosphäre.“ Zum Abschluss erhofft er sich inspirierende Worte vom Papst, ein gelungenes Ende für das zweiwöchige Sommermärchen, das die jungen Weltjugendtagspilger in Polen erfahren haben.

In seiner Predigt ermutigt Franziskus die Jugendlichen zu Selbstvertrauen und zur Überwindung von falscher Scham und Vorurteilen. „Gott liebt uns so, wie wir sind, und keine Sünde, keine schlechte Angewohnheit, kein Fehler bringt ihn davon ab“, sagt er. Wie in den Vortagen drängt Franziskus die jungen Gläubigen, für eine neue Gesellschaft des Dialogs und gegen Hass und Ressentiments einzutreten.Papst Franziskus enttäuscht die Erwartungen der jungen Menschen nicht.

Begonnen haben die Feierlichkeiten mit dem Papst am Abend zuvor mit einer Vigil. Die Paderborner haben sich auf diese Nacht mit mehr als einer Millionen Menschen gut vorbereitet. „Wir haben uns ausreichend mit Wasser eingedeckt, Mülltüten als Regenschutz gesammelt, saure Apfelringe, Reiswaffeln und noch ein bisschen mehr zum Snacken für zwischendurch besorgt“, erzählt Gruppenleiterin Ale­xandra Thätner, die schon in Madrid und Rio dabei war. „Und morgen freut man sich dann auf die Dusche.“

Eine warme Dusche bekommen die Weltjugendtagspilger von Papst Franziskus: „Es ist schön, hier bei euch zu sein während dieser Gebetswache“, sagt der Heilige Vater zur Begrüßung. Zuvor ist er mit dem Papamobil über das Gelände gefahren und dann mit Jugendlichen gemeinsam durch eine extra aufgebaute Pforte der Barmherzigkeit geschritten. Die Vigilfeier thematisiert in Aufführungen und in der Musik immer wieder die Bibelstelle dieses Weltjugendtages, „Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7). Drei Jugendliche legen Glaubenszeugnisse ab und eine junge Syrerin bittet um das Gebet für ihre Heimat. Sie berichtet von den Ruinen in ihrer Heimatstadt Aleppo, von dem Leid und Tod, in dem die Familien dort leben. Aber ihr Glaube gibt ihr Hoffnung: „Betet für mein geliebtes Syrien.“

Den ganzen Text finden Sie in der Printausgabe des Dom Nr. 32, dort gibt es auch weitere Fotos.

Nachdrücklich bittet Franziskus seine jugendlichen Hörer, an die Macht der Barmherzigkeit zu glauben. Sie sollten denen widerstehen, die „versuchen, euch einzureden, dass Gott fern, streng und wenig einfühlsam ist, gut mit den Guten und böse mit den Bösen“, so der Papst. „Sie mögen euch als Träumer beurteilen, weil ihr an eine neue Menschheit glaubt, die den Hass zwischen den Völkern nicht annimmt, die die Grenzen der Länder nicht als Barrieren ansieht und die eigenen Traditionen ohne Egoismen und Ressentiments hütet.“ Gott lade ein zum „wahren Mut, stärker zu sein als das Böse, indem wir alle lieben, sogar die Feinde“.

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