22.06.2016

Mannschaftsaufstellung

Wenn der Bundestrainer, den wir in Zeiten wie diesen ja alle kollegial „Jogi“ nennen, die Mannschaftsaufstellung bekanntgibt, beginnt die Diskussion. (Nein, dies wird keine schon tausendfach gehörte Lästerei über 80 Millionen Bundestrainer …!)

Schon im Vorfeld, als Löw darüber informierte, wer überhaupt mit zur EM darf, war das so. Und ein wenig möchte man die Fußballer da­rum beneiden.

So viele Menschen, die einen kennen, einen einzuschätzen wissen, Stärken und Schwächen kennen, die sich ins Zeug legen und sauer sind, wenn man ihrer Meinung nach falsch behandelt worden ist … Das hat doch was.

Gut, es mag auch nervig sein, wenn Reporter hinter einem herhecheln und atemlos in Liveschaltungen der Welt mitteilen, dass man gerade in einen Bus gestiegen ist – wie es derzeit zur Berichterstattung gehört. Aber die Aufmerksamkeit der vielen Fans ist womöglich etwas, was jemand wie Mats Hummels oder Bastian Schweinsteiger in zehn Jahren vermissen werden und mit dessen Verlust sie fertig werden müssen. Es gibt genug Beispiele, nicht nur Fußballer, sondern auch Schauspieler und Künstler, die das nicht geschafft haben bzw. nicht schaffen. Aber wie will man das auch schaffen? Wie soll man fertig werden mit der Erfahrung, übersehen zu werden, ausgemustert, vielleicht sogar vergessen zu sein? Eine Erfahrung, die Alter und Krankheit fast automatisch mit sich bringen. Und bitte: Das ist nicht nur im Showbizz so, auch wir „bei Kirchens“ können uns davon nicht freisprechen.

Manchmal liest man in Pfarrnachrichten, dass eine Messe für diejenigen Menschen gefeiert wird, an die niemand mehr denkt. Das ist nun auch eine eigentümliche Formulierung, aber immerhin erinnert sie daran, dass es solche Menschen gibt.

Manche leben vielleicht noch. Eventuell nebenan. Möglicherweise haben sie gerade diesen Text gelesen. Wer weiß das schon?

Claudia Auffenberg

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