17.06.2016

Und nun zum Wetter

Dass Menschen einst glaubten, Wetter sei ein göttliches Ereignis, kann man angesichts solcher Bilder wohl nachvollziehen. Foto: picture-alliance

Die Fernsehbilder der letzten Wochen zeigen ein biblisches Motiv: die Sintflut. Per 40-tägigem Dauerregen spülte Gott das Böse von der Erde ab und ermöglichte der Menschheit einen Neustart. Von „ermöglichen“ sprechen heutige Überschwemmungsopfer, die alles verloren haben, vermutlich nicht. Aber eins haben sie mit den Menschen der Antike wohl gemeinsam: Den Naturgewalten ist man mehr oder weniger ausgeliefert.

Die Sintflut gilt als die populärste Wettergeschichte der Bibel. Darin sind Wetterereignisse gewissermaßen Ausdrucksmittel oder Begleiterscheinungen Gottes. Er zeigt sich in der Wolke, im säuselnden Wind oder auch im Donner. Er schickt Regen, Hagel oder Dürre. Wenn die Bibel also über das Wetter redet, dann redet sie von Gott. Wenn es donnert, dann, weil Gott seine Macht gegenüber den Elementen demonstriert oder einen Gegner erschreckt. So formuliert zum Beispiel der 46. Psalm: „Völker toben, Reiche wanken, es dröhnt sein Donner, da zerschmilzt die Erde.“ Auch Hagel ist in der biblischen Welt ein Requisit Gottes: „Von seinem (Gottes) Glanz erstrahlten die Wolken, Hagel fiel nieder und glühende Kohlen. Da ließ der Herr den Donner im Himmel erdröhnen, der Höchste seine Stimme erschallen. Er schoss seine Pfeile und streute sie, er schleuderte Blitze und jagte sie dahin.“ So beschreibt Psalm 18 ein Gewitter.

Meteorologen wie Klaus Maßmeyer würden dazu heute eine ziemlich lange mathematische Formel an die Tafel schreiben. Er ist Professor für Umweltmeteorologie an der Hochschule OWL mit Standort in Höxter. Das Wetter, so sagt er, „ist eine kurzfristige Variante der meteorologischen Bedingungen.“ Am Werk sind physikalische Gesetzmäßigkeiten und regelmäßig wiederkehrende Phänomene wie die Passatwinde oder auch El Niño. Schon immer hat der Mensch das Wetter beobachtet, weil es für ihn existenziell ist, sich damit zu arrangieren. Mit Beginn der Neuzeit, also ab dem 16. Jahrhundert, hat sich der Blick auf die Natur verändert und seit 200 Jahren gibt es regelmäßige Wetteraufzeichnungen. Die Beobachtungen werden dadurch systematischer und so sind Regelmäßigkeiten erkennbar, aus denen der Mensch wiederum Modelle ableitet, mit deren Hilfe er das Wetter vorausberechnet. Die Sache wird immer präziser, aber auch komplizierter, denn, so Maßmeyer, es seien unzählige Faktoren im Spiel. Einer dieser Faktoren ist der Mensch. Mit Beginn der Industrialisierung, so ist ablesbar, beschleunigt der Mensch den natürlichen Treibhauseffekt und bedroht sich damit selbst. Das Problem ist weltweit erkannt, in Paris hat die UN-Klimakonferenz 2015 beschlossen, die globale Erwärmung auf durchschnittlich 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu drosseln.

Auch im Kleinen kann man das Klima ändern, etwa durch städtebauliche Maßnahmen und sogar durch Aktionen auf der eigenen Terrasse. Denn: Unterm Apfelbaum sitzt es sich anders als unterm Sonnenschirm.

Claudia Auffenberg

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