22.01.2016

Vor vielen Herausforderungen

Foto: I-Vista / pixelio

Erzbistum. Die Niedrigzinsphase hinterlässt zunehmend tiefe Spuren in der Stiftungslandschaft, leben doch Stiftungen vor allem von den Erträgen, die sie erwirtschaften. Mit ihnen verwirklichen sie gemeinnützige Zwecke im sozialen, religiös-kulturellen, pastoralen, Bildungs- und Umweltbereich. Sie fördern Innovationen, bringen Projekte auf den Weg und leisten insbesondere dort unterstützend Hilfe, wo sich oftmals keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten auftun. Ohne die bunte Stiftungslandschaft wäre unser gesellschaftliches und auch kirchliches Miteinander um einiges ärmer, denn gerade kirchliche Stiftungen leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zum kirchlichen und caritativen, sondern auch zum gesellschaftlich-kulturellen Zusammenleben.

von Dr. Helge Wulsdorf

Da das Zinstal auch in naher Zukunft nicht durchschritten sein wird, sind die Stiftungsverantwortlichen vor neue Herausforderungen gestellt. Schließlich haben sie dafür zu sorgen, dass die Mittelzuflüsse dauerhaft für die Zweckverwirklichung gesichert werden. Ein gutes Stiftungsmanagement muss die Finanzen optimal steuern, indem sie das treuhänderisch zu verwaltende Vermögen gut strukturiert und mit Weitblick auf dem Kapitalmarkt anlegt. Es greift hierbei auf kompetente Verantwortungsträger zurück und kümmert sich bei weiter zurückgehenden Zinserträgen überdies verstärkt um Einnahmealternativen. Der Blick über den Tellerrand ist derzeit mehr denn je gefragt, will man die Leistungsfähigkeit und Attraktivität von Stiftungen auch zukünftig unter Beweis stellen. Die Stiftungslandschaft hat inzwischen zahlreiche Möglichkeiten hervorgebracht, mit denen sich zusätzliche Gelder für den sprichwörtlichen guten Zweck einwerben lassen.

Wer sich mit Stiftungen beschäftigt, schaut zumeist auf das Stiftungsvermögen. Je höher das Stiftungsvermögen, desto höher der Wirkungsgrad der Stiftung. Durch so genannte Zustiftungen wird zusätzliches Kapital generiert, das dem Stiftungsvermögen zugeführt wird.

Dadurch lässt sich die Wirkmächtigkeit deutlich erhöhen. Viele Stiftungen werben aktiv um diese Unterstützungsmöglichkeit. Was vielen Menschen gar nicht bewusst ist, auch Stiftungen nehmen Spenden an, die sie dann nicht dem Stiftungsvermögen zuführen, sondern zeitnah für konkrete Stiftungszwecke ausgeben.

Und hier zählt bereits jeder Euro. Sofern Stiftungen attraktive Projekte initiieren und verfolgen, ist es somit jedermann möglich, diese durch gezielte Spenden, also auch mit „kleinem“ Geld zu unterstützen. Professionell aufgestellte Stiftungen wenden sich mit ihren Anliegen und Ideen inzwischen an all diejenigen Menschen, die sich für ihre Arbeit begeistern lassen, und nicht nur an vermögende Personen.

Eine weitere Möglichkeit, einer Stiftung Kapital zukommen zu lassen, sind so genannte Stifterdarlehen. Mit ihnen stellen engagierte Menschen Vermögen, das sie über längere Zeit nicht benötigen, einer Stiftung befristet oder unbefristet zur Verfügung. Die Stiftung kann mit dem Geld arbeiten und ihre Zwecke verwirklichen. Oftmals hinterlässt der Darlehensgeber nach seinem Tod der Stiftung ein Teil seines Vermögens als Vermächtniszuwendung.

Stiftungen leben aber nicht allein von ihrem Vermögen. Sie leben gleichermaßen vom ehrenamtlichen Engagement. Viele Menschen bringen sich mit viel Elan, Kompetenz und Zeit ein, um gute Ideen und wegweisende Projekte voranzubringen. Der Gedanke der „Zeitspende“ fasst erst langsam Fuß im Stiftungswesen. Er dürfte zu einem wichtigen Schlüssel für eine effektive und erfolgreiche Stiftungsarbeit werden.

Der Blick auf die Stiftungsneugründungen ist heute nicht mehr der entscheidende. Die Wirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten von Stiftungen sind es, die ihre Attraktivität ausmachen. Starke Stiftungen zu stärken, muss daher gerade in der anhaltenden Niedrigzinsphase das Ziel sein. Um dies zu erreichen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten für jedermann, sich mit wenig oder viel Geld, mit Ideen oder eigenen Erfahrungen zum Wohl einer Stiftung einzubringen. Die Stiftungslandschaft gerade im kirchlichen Bereich bietet hierfür ein buntes und vielfältiges Bild.

Info:

Dr. Helge Wulsdorf,

Stiftungsmanager DSA,

Bank für Kirche und Caritas eG,

Nachhaltige Geldanlagen

Tel.: 0 52 51 / 1 21 11 40

E-Mail: helge.wulsdorf@bkc-paderborn.de

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen