17.07.2019

Sympathieträgerin auf vier Pfoten

Sympathieträgerin auf vier Pfoten

Rheda-Wiedenbrück. Montagnachmittag im Wiedenbrücker Jugendhaus St. Aegidius: Im Offenen Treff geht der Betrieb gerade los. Die jungen Besucherinnen und Besucher begrüßen sich mit einer kurzen Umarmung oder einem „Abklatschen“. Für Leiterin Claudia Mieszala und Julia Palsherm, pädagogische Mitarbeiterin im Haus, gibt es natürlich ebenfalls ein „Hallo“. Doch damit ist die Runde noch nicht beendet.

von Andreas Wiedenhaus

Denn da wartet noch jemand auf seine Begrüßung. Dafür muss man zwar in die Knie gehen, doch das tut jeder gern. „Hallo, Amy“, lacht der Jugendliche, der gerade hereingekommen ist, und streichelt die hellbraune Hündin, die schwanzwedelnd vor ihm steht.

Nach intensivem „Durchknuddeln“ ist das Begrüßungsritual beendet, und Amy lässt sich wieder auf ihrem Lieblingsplatz nieder. „Sie muss alles im Blick haben und genau wissen, wer kommt und geht“, beschreibt Julia Palsherm Amys Charakter: „In ihrem Stammbaum muss auf jeden Fall ein Hütehund vertreten sein!“

Begonnen hat die Geschichte im Januar 2017, und zwar im Internet. „Auf dem Kleinanzeigen-Portal von E-Bay wurde eine Mischlingshündin angeboten, die ein Tierschutz-­Verein aus Rumänien gerettet hatte“, sagt Julia Palsherm: „Ich konnte es gar nicht abwarten, nach Bremen zu fahren und sie abzuholen.“ Neun Monate war Amy damals alt. „Als Julia dann fragte, ob sie die Hündin mal ins Jugendhaus mitbringen dürfe, war das eigentlich kein Problem“, erinnert sich Claudia Mieszala. Voraussetzung dabei: „Den Kindern und Jugendlichen, den Mitarbeitern und nicht zuletzt dem Hund musste es gut gehen dabei!“

Dass das so war, zeigte sich schon bei den ersten Besuchen der Hündin im Jugendhaus: „Alle waren begeistert“, fasst Julia Palsherm zusammen: „Sie ist sensibel, gesellig, gutmütig und großzügig – perfekte Eigenschaften, um einen wichtigen Beitrag für die gute Atmosphäre hier im Haus zu leisten!“

Diese positiven Erfahrungen waren der Startschuss für Amys „tierische Karriere“. Heute trägt sie stolz ein Halstuch, das sie offiziell als Team-­Mitglied des Jugendhauses ausweist. Ihre Aufgaben sind klar umrissen, und sie erfüllt sie ganz locker und mit dem ihr eigenen Charme. Claudia Mieszala: „Sie ist so etwas wie unsere Feelgood-Managerin, sie trägt einfach dazu bei, dass sich hier alle wohlfühlen.“

Dass sie das auch und gerade in schwierigen Situationen beherrscht, hat Amy schon oft bewiesen. „Wenn ein Besucher zum Beispiel von einem Problem erzählen möchte oder von einer negativen Erfahrung, dann hilft es ihm, wenn Amy dabei ist und er sie streicheln kann“, erklärt Julia Palsherm: „Das erleben wir immer wieder.“

Entsprechend beliebt ist die Hündin bei den Kindern und Jugendlichen: Manchmal gibt es eine regelrechte Warteliste für das „Gassi-Gehen“ oder einen Wettbewerb, wer das schönste Stöckchen für Amy findet. Positiver Effekt dabei laut Jugendhausleiterin: „Alle lernen, Verantwortung zu übernehmen.“ Damit das nicht in Stress ausartet, müssen hin und wieder sogar Zwangspausen für Amy angesetzt werden.

Auch wenn sie den Status als Mitarbeiterin innehat, auf die offizielle Gehaltsliste hat es Amy noch nicht geschafft. Allerdings macht sie auch gar keine Anstalten in dieser Richtung: Das bescheidene Tier gibt sich mit Streicheln und Bauchkraulen zufrieden. Und wenn dann zusätzlich vielleicht noch ein kleines „Leckerchen“ ins Spiel kommt, ist im Aegidius-Jugendhaus nicht nur die „Hunde“-Welt in Ordnung.

„Sie ist wahrscheinlich unsere motivierteste Mitarbeiterin“, bringt es Claudia Mieszala lachend auf den Punkt: „Urlaub findet sie nämlich überhaupt nicht toll!“

Von ganz ähnlichen Erfahrungen berichtet Behindertenseelsorgerin Anja Fecke mit ihrem Hund Emma in ihren Buch „Ein Leben ohne Hund ist ein Irrtum“, erschienen bei Bonifatius. Hier geht es zur Produktseite.

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