10.02.2017

Strukturen und Werte

Foto: Kurt Michel / pixelio

Man kann ja immer noch nicht begreifen, wie das passieren konnte, wie also so Jemand ins Weiße Haus gewählt wurde: einer der für alles steht, nur nicht für das, was unsereins für amerikanische Werte hielt, die doch irgendwie auch unsere Werte sind. Aber genau da liegt womöglich der Denkfehler, genauer gesagt: in der Annahme, etwas gelte noch, was in Wirklichkeit schon lange nicht mehr gilt. Und nun gibt es ein böses Erwachen.

von Claudia Auffenberg

Der amerikanische Politikberater Eliot A. Cohen hat jetzt einen Aufsatz geschrieben, dessen deutsche Übersetzung die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte. Cohen ist einer aus dem Lager der Republikaner; einer, der 2001 an der Seite von George W. Bush für den Irak-Krieg war – also kein Anhänger von Barack Obama. In seinem Aufsatz schreibt er solche Sätze wie: „Schon in einer einzigen Woche hat Trump sich als einer der schlechtesten Präsidenten der Geschichte herausgestellt, der die Wahrheit nicht beachtet und dessen Patriotismus nichts weiter ist als ein kriegerischer Nationalismus.“ Um dereinst zu reparieren, was gerade zerschlagen wird, rät Cohen den Amerikanern, ihre Kinder Folgendes zu lehren: „nicht nur die demokratischen Prozesse, sondern vor allem die demokratischen Werte“.

Nun zu fünf Schützenvereinen aus dem Erzbistum Paderborn. Der Schritt dorthin ist nicht so groß, wie er im Moment aussieht. Jene Vereine lassen sich gerade von der Uni Paderborn beraten und da berichtet die Lokalzeitung: „Orden und Uniformen geben vor allem jungen Leuten nichts“, wird da ein Wissenschaftler zitiert. Und die Vereine sollten bitte nicht mehr Werte in den Mittelpunkt stellen, mit denen so mancher gar nichts anfangen könne: nämlich Glaube, Sitte, Heimat. Wenn man nun Schütze wäre, würde man an dieser Stelle natürlich aufjaulen, denn das sind doch gerade die Begriffe, die man schon seit Abrahams Zeiten immer so schön …

Na ja, aber die Schützen und die Amerikaner sind ja nicht allein. Denn, dass Werte nicht von allein leben und dass Strukturen und Abläufe nicht selbstverständlich sind, sondern zwingend Menschen mit Haltungen brauchen, das kommt einem z. B. als normaler Gemeindekatholik gerade ziemlich bekannt vor.

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