Stimmt die Richtung noch?

Zum Buß- und Bettag am 22. November

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Wenn man stehen bleibt, kann man den Kompass besser lesen. Foto: RastoZvol/pixabay
veröffentlicht am 16.11.2017
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Das Reformationsgedenken bescherte der Republik einen zusätzlichen Feiertag. Schon im vergangenen Jahr hatte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm angeregt, einen anderen Feiertag wieder einzuführen: den Buß- und Bettag.

von Claudia Auffenberg

Seit 1995 ist er nur noch in Sachsen arbeitsfrei, für alle anderen Bundesländer war er abgeschafft worden, um die Pflegeversicherung zu finanzieren. Ob das dauerhaft gelungen ist, darf man sicher infrage stellen.

Der Buß- und Bettag im November ist traditionell ein evangelischer Feiertag, dessen Geschichte aber bis in die Antike zurückreicht und dessen Sinn sich auch im katholischen Kalender wiederfindet, in den Quatembertagen. Ein Wort, das womöglich viele jetzt zum ersten Mal hören bzw. lesen. Schon im alten Rom wurde in Krisenzeiten zu solchen Fast- und Besinnungstagen aufgerufen, um die Götter gnädig zu stimmen. Dass aus unserem heutigen Buß- und Bettag ein evangelischer Tag wurde, hat mit der Verbindung zwischen Kirche und Staat zu tun, die evangelischerseits traditionell enger ist als bei den Katholiken. Über Jahrhunderte gab es in den verschiedenen Landesteilen unterschiedliche Termine für diesen Tag. Nach mehreren Schritten im 19. Jahrhundert machte das Reichsgesetz über die Feiertage vom Februar 1934, dass der Buß- und Bettag für das gesamte Deutsche Reich zum gesetzlichen Feiertag wurde. Während des Krieges wurde er auf einen Sonntag verlegt, nach dem Krieg gab es verschiedene Regelungen in Ost- und West. In der DDR war er bis 1967 arbeitsfrei, dann wurde die Fünftagewoche eingeführt und der Feiertag abgeschafft. In der Bundesrepublik dauerte es bis 1981, bis auch in Bayern alle Einwohner freibekamen und somit die ganze BRD. Begangen wird der Tag jeweils am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, das ist nach katholischer Zählung der Christkönigssonntag. Er ist also ein beweglicher Feiertag, in diesem Jahr am 22. November.

Der Sinn des Tages ist es nicht, sich eine Strafe abzuholen, sondern eher, sie abzuwenden, also innezuhalten und den eigenen Weg zu überprüfen. Das tut natürlich jedem Menschen gut, die Christen dürfen es in der Gewissheit tun, von den wohlwol­lenden Augen Gottes dabei angeschaut zu werden. Verkriechen oder tun, was ihn gnädig stimmt, ist also nicht nötig.

In der Bibel erzählt das Buch Jona eine Geschichte, die man am Buß- und Bettag mal wieder lesen könnte. Der Prophet bekommt den Auftrag, nach Ninive zu gehen und dessen Untergang anzudrohen. Zunächst flieht er ja, wird von einem Wal verschlungen und gerettet. Nun also kommt er mit der entsprechenden Botschaft nach Ninive. Und es geschieht Erstaunliches: Der König steigt vom Thron, tauscht den Purpur gegen einen Sack, setzt sich in die Asche und ruft ein Fasten für Mensch und Tier aus. So wird Ninive gerettet.

Vielleicht ist es also gar keine schlechte Idee, den Buß- und Bettag als Feiertag wieder einzuführen, wenn ihn denn auch die Mächtigen für sich nutzen würden.

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