08.06.2018

Nananananana

Foto: FlowerLover / pixabay

Vom Sofa aus betrachtet, fühlt es sich irgendwie tragisch an, wenn ein Sänger auf die Bühne kommt und alle immer nur dieses eine Lied hören wollen. Und ignorieren, dass ein Künstler vielleicht noch ganz andere Dinge kann, dass er sich weiterentwickelt und anderes zu bieten hat.

von Claudia Auffenberg

Man hat diese Geschichten vor Augen – Roy Black, Rex Gildo und in gewisser Weise auch Roberto Blanco, der musikalisch ganz sicher mehr drauf hat als „Ein bisschen Spaß muss sein“.

Jürgen Marcus allerdings war dankbar für diesen einen Erfolg, für dieses eine Lied, das längst über ihn hinausgewachsen ist: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben.“ So konnte man es jetzt anlässlich seines Todes lesen. Dieses Lied habe, so sagte er einmal, einen tollen Text. Eine Bemerkung, die aufhorchen lässt: Gut, dass Lieder nicht nur eine Melodie haben, sondern auch noch Laute, mit deren Äußerung man sich am Vortrag des Künstlers beteiligen kann, ist klar. Aber dass es sich dabei um einen richtigen Text, also um einen Inhalt mit Aussage handelt, kann einem schon mal verborgen bleiben. Geht einem ja bei Kirchenliedern gelegentlich auch so. Wenn einem immer bewusst wäre, was man da so singt … Aber gut, also, wir googeln den Text jenes Liedes und tatsächlich, da steckt mehr drin als „Nananananana“.

Wenn man nun noch liest, dass Jürgen Marcus ein gläubiger Mensch und dem lieben Gott dankbar für sein Leben war, wie er es in einem Interview mal sagte, dann klingt das Lied fast nach einem Credo. Denn es formuliert, was man für ihn hofft: dass sich nun für ihn erfüllt, womit er Jahrzehnte Menschen unterhalten hat: dass für ihn ein neues Leben anfängt, dass das, was einmal war, seine Krankheit, die ihm die Luft zum Atmen genommen hat, und andere Krisen, vorbei und vergessen sind und nicht mehr zählen und dass das alles mit der Liebe zu tun hat, die so wunderbar ist, dass man es kaum verstehen kann. „Wer war ich noch gestern, die Antwort weißt nur du“, so fängt das Lied an. Möge er jetzt dem großen Du gegenüberstehen.

Und irgendwann kommen wir dazu, das wäre schön und weil sie im Himmel ganz sicher heiter und gelassen sind, singen wir dann zusammen: „Nana­nananana …“

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