22.01.2016

„Madre Angela“

Angela von Merici nach einer Zeichnung der Künstlein Moede Jansen

Nein, es geht nicht um „Mutti“ in diesem Artikel, sondern um die heilige Angela von Merici. Auch sie trägt diesen mütterlichen Titel, jedoch aus anderen Gründen als die Bundeskanzlerin. Bei ihr hat es tatsächlich mit Respekt und Zuneigung zu tun.

Nein, es geht nicht um „Mutti“ in diesem Artikel, sondern um die heilige Angela von Merici. Auch sie trägt diesen mütterlichen Titel, jedoch aus anderen Gründen als die Bundeskanzlerin. Bei ihr hat es tatsächlich mit Respekt und Zuneigung zu tun. Im Heiligenkalender teilt sich die heilige Angela den 27. Januar mit dem heiligen Julian, dem ersten Bischof von Le Mans.

Angela wird als Tochter einer angesehenen Familie um 1474 am Gardasee vor den Toren Brescias geboren. Noch als Kind muss sie den Tod beider Eltern verkraften; gemeinsam mit ihrer Schwester zieht sie zu ihrem Onkel. Sein Haushalt ist allerdings nicht ihre Welt. Angela ist fromm und bescheiden aufgewachsen, ihr Onkel führt das luxuriöse Leben der vornehmen Leute, das ihr zuwider ist. Sie tritt in den Dritten Orden der Franziskaner ein und kümmert sich um die Kinder der Gegend. Durch dieses Engagement wird sie auf ein Problem aufmerksam: Die Kinder wachsen ohne jegliche Bildung auf. Es gib keine Schulen, die Eltern sind arm, ahnungslos und – schlimmer noch: desinteressiert. Angela kehrt zurück in das elterliche Haus und organisiert mit einigen Freundinnen eine Art Grundschule. Bis 1516 lebt sie dort. Dann, sie ist inzwischen etwa 40 Jahre alt, bitten die Franzsikaner von Brescia sie in die Stadt, um dort ihr Werk fortzusetzen. Sie folgt dem Ruf und wird zur Madre Angela, zur Nothelferin einer ganzen Stadt. Wieder sammelt sie Menschen – Männer und Frauen – um sich, eine geistliche Gemeinschaft, deren Mittelpunkt sie ist.

1524 unternimmt sie eine Pilgerreise ins Heilige Land. Auf dem Weg dorthin erblindet sie vorübergehend, erst auf dem Rückweg kehrt das Augenlicht zurück. Ein Jahr später reist sie nach Rom. Bei einer Privataudienz bittet der Papst sie, in der Stadt zu bleiben und zu wirken. Und was macht diese fromme, asketische Frau? Sie sagt „nein“ und kehrt zurück nach Brescia. Aufgrund politischer Unruhen muss sie ihre Heimat noch einmal verlassen, ist aber ab 1533 wieder dort und beginnt nun, eine Regel zu schreiben. Denn sie spürt: Es tut sich etwas Neues. Angela von Merici gründet eine geistliche Gemeinschaft von Frauen, aber keinen Orden. Die Frauen verpflichten sich zu den evangelischen Räten, aber es gibt keine Klausur und keine Gelübde. Angela ist gewissermaßen die Erfinderin des Säkularinstituts. Die Regel, die sie schreibt, ist die erste unabhängige Regel einer Frau. Erst nach Angelas Tod 1540 wird aus der Gemeinschaft eine Klostergemeinschaft: die Ursulinen.

Nach der heiligen Ursula hatte Angela schon ihre Gemeinschaft benannt, ansonsten würde der Orden heute vielleicht„Angelinen“ heißen…

Claudia Auffenberg

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