06.10.2017

Lachende Erzmutter

Fotos gab es zu Abrahams Zeiten natürlich noch nicht, aber so könnte sie vielleicht ausgesehen haben – die lachende Sara. Foto: pixabay

Obwohl die Bibel gemeinhin die Frohe Botschaft ist, wird in ihr eher selten gelacht. Meistens lacht Gott selbst, gern über seine Feinde, was ja eher nach einem spöttischen Lachen klingt denn nach einem fröhlichen, ausgelassenen.

von Claudia Auffenberg

Es gibt aber eine Figur in der Bibel, mit der man das Lachen sofort in Verbindung bringt: die Erzmutter Sara, die am 9. Oktober im Heiligenkalender der Kirche auftaucht. Sara lacht – ausgerechnet – über eine Verheißung Gottes, die zwar sie betrifft, die er aber mit Abraham bespricht. Sie hört eher zufällig mit, dass Gott dem mittlerweile sehr alten Abraham und seiner auch nicht mehr jungen Frau Sara ankündigt, ein Kind zu bekommen. In der revidierten Einheitsübersetzung der Bibel heißt es dann: „Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll doch noch Liebeslust erfahren? Auch ist mein Herr doch schon ein alter Mann!“ Wieso lacht Sara, fragt nicht nur Gott. Seine Reaktion klingt nach Tadel, er fragt – sinngemäß – wieder Abraham: „Wieso lacht Sara? Glaubt sie etwa nicht?“ Darauf leugnet Sara ihr Lachen, aber Gott besteht ein bisschen trotzig darauf: Doch, du hast gelacht!

Wieso lacht Sara? Ist es wirklich ein „Nicht-Glauben-Können“? Lacht sie, weil sie – jetzt mal etwas flapsig formuliert – denkt: „Der spinnt wohl!“?

Menschen, also wir, lachen aus verschiedenen Gründen: weil etwas lustig ist, weil uns etwas glücklich macht, weil wir dazugehören wollen, weil wir einen Schrecken überwunden haben oder auch gegen die Angst. Manchmal lacht man auch in völlig unpassenden Momenten, die besonders heilig sind oder höchste Konzentration erfordern. Oder man lacht, obwohl einem eigentlich zum Heulen ist. Auch Tiere können lachen.

Saras Lachen könnte das Lachen in einem völlig unpassenden Moment sein. Es könnte aber auch das erleichterte Lachen sein; ein Lachen, das man lacht, wenn man sein Glück nicht fassen kann; ein Lachen, das sich manchmal nicht entscheiden kann, ob es doch ein Weinen ist. Auf diesen Gedanken kann man kommen, wenn man überlegt, was Jahre vorher in Saras Leben geschah. Es gibt diesen Bund mit Gott, der Abraham eine große Nachkommenschaft verheißen hat, aber Sara wird einfach nicht schwanger. Was für ein Druck mag auf ihr gelegen haben? Doch es gibt einen heute fragwürdigen, aber damals möglichen Ausweg: Abraham schwängert Saras Sklavin Hagar. Es kommt zum Konflikt zwischen den Frauen. Hagar flieht in die Wüste, Gott holt sie zurück, sie bleibt bei Abraham mit ihrem Sohn Ismael. Für die beiden Frauen wohl keine leichte Situation. Und dann Jahre später die Verheißung Gottes an Sara: Sie wird auch ein Kind gebären.

Welche Spannungen mögen sich in ihr gelöst, welche Türen eröffnet haben! War ihr Lachen wirklich ein bitteres Lachen? Ein paar Verse weiter sagt sie selbst: Gott ließ mich lachen; jeder, der davon hört, wird mir zulachen. Das klingt doch eher dankbar und heiter.

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