26.06.2019

Kirchenbänke gehen nach Ungarn

Besuch der Schwerter Steuerungsgruppe Familienkirche in der Kinderkirche St. Petrus in Bottrop. Foto: Privat

Schwerte. Die Kirchenbänke aus St. Thomas Morus in Villigst sind schon so gut wie in Ungarn. Der 1980 eingeweihte, eher unscheinbare Flachdachbau hoch oben an Schröders Gasse wird kaum wiederzuerkennen sein, wenn er zur Familienkirche umgerüstet ist. Die katholische Pfarrgemeinde St. Marien, zu der der Pfarrbezirk Villigst gehört, plant gerade neue Nutzungsalternativen für ihre sieben Gotteshäuser.

Nicht für alle Kirchen auf einmal natürlich. Und: Kirchen sollen sie aber alle bleiben, ob St. Christophorus in Holzen oder St. Petrus in Westhofen und Heilig-Geist in Schwerte-­Ost. Weil aus vielerlei Gründen immer weniger Gläubige zu Messen und Wort-Gottes-­Feiern kommen, stehen die Kirchen oft ungenutzt da. Ihren besonderen Wert als Gotteshaus zu erhalten und gleichzeitig neue Ideen zu entwickeln, wie Menschen in Schwerte ihre Kirchen nutzen und erleben können, das ist der Auftrag mehrerer Steuerungs- und Entwicklungsgruppen in der Gemeinde.

Die kleine St.-Antonius-­Kirche in Geisecke wird gerade als offene Kirche am Ruhrtalradweg der Öffentlichkeit präsentiert – mit sehr gutem Erfolg. St. Thomas Morus in Villigst ist als Stand- und Spielort für die Familienkirche der Pfarrgemeinde ausgeguckt worden. Nicht zuletzt das üppige, zumeist gemeindeeigene Grünland um die Kirche he­rum sprachen dafür.

Die eigentliche Kirche im oberen Stock des Flachdachbaus soll nun ausgeräumt und neu möbliert werden – und zwar so, dass sowohl Kinder als auch Jugendliche und Erwachsene sich dort bei Veranstaltungen, Wort-Gottes-­Feiern und heiligen Messen wohlfühlen. Die Räume des Gemeindezentrums werden künftig alle zusammengefasst und neu gestaltet.

Verschiedene Ideenbörsen und Workshops haben bereits erste Anhaltspunkte ergeben, was in Villigst so geschehen könnte: Kirchenbänke raus, Kissen, Teppiche und Decken rein, hier eine Kletterwand, da ein Maltisch. Kuschelige Erzählgrotten, lichtdurchflutete Bastelflächen, vielleicht eine „Verkündungsecke“ mit einem Ambo aus Legosteinen. Draußen könnte ein begehbares Labyrinth entstehen, viel Platz zum Spielen und Toben muss sein, ein Bibelgarten wäre schön.

Dies und noch viel mehr kann nur Stück für Stück realisiert werden. Der wabenförmige Grundriss des Gebäudes spielt einer flexibleren neuen Nutzung in die Hände. Allerdings wird darauf geachtet, dass auch die bisherigen Besucher nicht verdrängt werden. Es soll weiter Messen in St. Thomas Morus geben, Gemeindegruppen können sich dort weiter treffen. Der Charakter der Familienkirche kommt quasi oben drauf, nur ein paar Umbauten sind dazu nötig. Die Kirchenbänke holt ein ungarischer Ritterorden ab und bringt sie an die ukrainische Grenze. Die Verdienste und Errungenschaften der Villigster Gründergeneration zur Entstehungszeit von St. Thomas Morus sollen auf jeden Fall erhalten und gewürdigt werden.

Bisher haben etwa 30 Gemeindemitglieder im Alter von 2 bis 82 Jahren Ideen geliefert und mitgearbeitet. Weitere Ideengeber und Mitarbeiter können jederzeit einsteigen. Aktuell gibt es die Arbeitsgruppen Kirchenraumgestaltung, Gestaltung des Gemeindehauses und Gestaltung des Außenbereiches. Weitere Arbeitsgruppen sind denkbar. In Kürze wird es konkret, es muss Hand angelegt werden in Villigst. Termine können im Pfarrbüro oder unter ­bihler@schwerterkirchen.de erfragt werden.

Die nächste Exkursion der Steuerungsgruppe Familienkirche – nach der Kinderkirche in Bottrop und der ausgeräumten St.-Agnes-Kirche in Hamm – führt ins Hönnetal nach Menden. Dort haben Firmbewerber vor Jahren ein begehbares Labyrinth aus großen Steinen und Kies gebaut.

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