07.12.2016

Gute Idee – seit 50 Jahren

Paul-Werner Gröning (links) mit einigen der aktiven Kolping-Mitglieder vor den Containern. Foto: Körtling

Hamm-Rhynern. Die Kolpingsfamilie Rhynern hat einen Grund zu feiern: Die Entwicklungshilfe-Förderung „Aktion Rumpelkammer“ findet seit nun 50 Jahren in diesem Ort statt. Vieles hat sich bei der Sammelaktion verändert, doch das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ wirkt bis heute – und zwar weltweit.

von Peter Körtling

Die Kolping-Initiative „Aktion Rumpelkammer“ ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Heinrich Festing. Der aus dem Kreis Lippe stammende Theologe hatte zunächst den Beruf des Tischlers gelernt, in dem er auch noch einige Jahre gearbeitet hat. Dann besuchte er das Abendgymnasium in Neuss, studierte Theologie in Paderborn und Lyon, bevor er im Dezember 1961 in Paderborn zum Priester geweiht wurde. Bereits 1965 wurde Heinrich Festing Kolping-Diözesanpräses und im Jahr 1972 wurde er zum Generalpräses des Internationalen Kolpingwerks und zum Zentral- und Bundespräses des Deutschen Kolpingwerks gewählt. Der Blick über den Tellerrand war für Festing stets wichtig, und eine der ersten von ihm ins Leben gerufenen Initiativen war eben die „Aktion Rumpelkammer“. Trotz vieler Bedenken wurde die Aktion am 25. September 1966 im Missionshaus St. Augustin beschlossen und bereits am 3. Dezember fand die erste Sammlung im Bezirk Hellweg statt.

Ein Mann der ersten Stunde war Paul-Werner Gröning, der bereits als 18-Jähriger der Kolpingsfamilie Rhynern beigetreten war. Er erinnert sich, mit welchem Aufwand die ersten Sammlungen verbunden waren: Morgens um 8 Uhr haben sich alle Sammler getroffen. Einige Autos und ein Traktor mit Anhänger waren vorher organisiert worden. Zum einen sei das nötig gewesen, weil im ländlichen Rhynern teilweise ganz schön weite Wege zurückzulegen waren und zum anderen, weil das seinerzeit noch gern gesammelte Altpapier enorm schwer war. „Alleine bei unserer Post haben wir ja tonnenweise alte Telefonbücher bekommen“, sagt Gröning. Wetterbedingt mussten die Altkleider und das Papier auf dem Traktoranhänger abgedeckt werden, und auch die Sammler selbst hatten in den Anfangsjahren oft mit Schnee und Regen zu kämpfen.

Da die Sammlungen früher mit Flugblättern und Ankündigungen bekannt gemacht wurden, habe es auch noch manchen netten Empfang für die Kolpingbrüder gegeben: ,,Oft erwarteten uns die Anwohner mit Getränken und einem kleinen Imbiss“, sagt Gröning. Da habe es tolle Begenungen gegeben und die Leute hätten sich schnell angewöhnt, ihre Altkleider und das Papier zu sammeln. Zum Abschluss der Sammelaktion seien alle am Bahnhof zusammengekommen. Dort hatte der Kolpingbruder Bernd Oelschläger, der bei der Bahn beschäftigt war, ein zentrales Sammellager organisiert. Alles wurde sauber gepackt und später mit dem Zug zu einer zen­tralen Sammelstelle des Kolping-Hilfswerkes verschickt. Die gesammelten Waren wurden verkauft und der größte Teil des Erlöses ging an die internationalen Hilfsprojekte.

Inzwischen findet jedes Jahr nur noch eine Haus- und Straßensammlung statt, denn auch die Kolpingsfamilie geht mit der Zeit. „Heutzutage haben viele Menschen keine Lust mehr, ihre alten Sachen lange zu lagern“, erklärt Groening. Deshalb hat die Kolpingsfamilie bereits 1990 insgesamt vier Container am Friedhof in Rhynern aufstellen lassen, die von der Kolping Recycling GmbH mit Sitz in Fulda betreut werden. Die Nutzung durch die Menschen sei gut, berichtet der ehemalige Vorsitzende der Kolpingsfamilie Rhynern, und er sei froh, dass so Jahr für Jahr weiter geholfen werde.

Die Erlöse der Kolping Recycling GmbH wirken in der ganzen Welt. So werden aktuell zahllose internationale Projekte, etwa in Rumänien, Kenia, Paraguay, Myanmar oder Nicaragua gefördert. Alle Projekte von Kolping International sind zudem nachhaltig ausgelegt: Von der beruflichen Bildung des Einzelnen, über die Sicherung dessen wirtschaftlicher Existenz, bis zur ländlichen Entwicklung, bei der die notwendige Infrastruktur geschaffen wird – all das leistet Kolping International bis heute im Sinne von Heinrich Festing.

Auch in Deutschland wird durch die Erlöse von Kolping Recycling überall geholfen, wo es notwendig ist: Ob im bayerischen Tittmoning ein neuer Kinderspielplatz gebraucht wurde oder eine gemeinnützige Ferienerholung durch das Feriendorf Herb­stein am Vogelberg ermöglicht wird: Mit alten Sachen kann viel bewirkt werden und Groening ist glücklich darüber, in den vergangenen 50 Jahren geholfen zu haben. Ganz aktuell sammeln die Kolping-Brüder noch bis Ende Dezember Schuhe.

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