12.08.2016

Friede, Freude, Eierkuchen?

Friede, Freude, Eierkuchen? Nein, das ist nicht das Friedensverständnis Jesu. Foto: dpa

Wer Jesus nachfolgt, muss zum Konflikt seiner Sache wegen bereit sein.

von Pfr. Dr. Achim Funder

Es sind harte Worte. „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.“ Ist Jesus denn nicht der Friedensfürst, der Retter und Erlöser? Beten wir nicht immer wieder, dass Jesus uns den Frieden hinterlassen hat?

„Feuer auf die Erde“, das klingt nach Zerstörung. Bilder des Krieges und des Schreckens steigen auf, die wir nur zu gut kennen. Das Evangelium trifft uns in einer unruhigen Zeit, in der die Welt große Konflikte zu bewältigen hat. Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Krieg und Zerstörung, viele sind durch Terror verängstigt und verstört. Ist Jesus denn auch ein Brandstifter? Legt er die Lunte, um die Menschheit zu vernichten? Haben etwa doch diejenigen Recht, die in der Religion eine Quelle für Terror und Gewalt sehen?

„Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht“, heißt es in Schillers Lied von der Glocke. Feuer hat also nicht nur zerstörende Kraft. Es kann auch wärmen, Licht spenden, Geborgenheit schenken. Es kann ein Segen sein.

Die griechischen Götter hüteten den Schatz des Feuers. Sie verbargen es vor den Menschen. Prometheus gelang es, den Göttern ihr Feuer zu rauben und es den Menschen zu bringen. Auch im Christentum ist das Feuer ein Zeichen des göttlichen Wirkens. Johannes sagt: Ich taufe nur mit Wasser, jener aber – Christus – tauft mit Feuer und Hl. Geist. Erschienen nicht am Pfingsttag Zungen wie von Feuer?

Als Christen müssen wir den Göttern das Feuer nicht rauben. Es soll uns geschenkt werden. Wir haben in Taufe und Firmung Anteil am göttlichen Funken, am Feuer, das Christus auf die Erde werfen will.

Freilich hat Feuer in der Bibel auch etwas zu tun mit Entscheidung und Prüfung. Das Gold will im „Schmelzofen“ des Feuers erprobt werden, erweist dort seine wahre Güte. Das Feuer Jesu fordert heraus. Entscheidungen sind nicht immer leicht, sie können wehtun und schmerzen. Sie finden nicht immer Zustimmung. Sie können zu Konflikten führen. Solche Konflikte kennt jeder von uns.

Leben in der Nachfolge Christi heißt darum: sich dem Feuer des Konfliktes aussetzen. Kein Frieden um jeden Preis. Kein Schweigen trotz besserer Einsicht. Kein Verstummen vor dem Unrecht. Kein Zurückweichen, wenn christliche Werte bedroht werden, wo das Christentum und seine Symbole an den Rand gedrängt werden sollen. Entschiedenheit im Glauben führt zum Konflikt, in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, ja auch in der Kirche und in der Gemeinde selbst.

So ist das auch mit den Konflikten, die Jesus ankündigt. Wer über Unrecht nicht schweigt, wer den Glauben verteidigt, wer die Verfolgung vieler Christen in der Welt beklagt, wer aber auch eine Religion als Nährboden für Gewalt und Terror benennt, der gilt den Hütern des Status quo und der „politischen Korrektheit“ oft als Störenfried und wird übergangen oder mundtot gemacht. In Wirklichkeit aber ist es so, dass derjenige, der aus Liebe zu seiner Familie, zu seiner Kirche, zu seiner Firma oder seiner Nation prophetisch spricht, näher bei Jesus steht als der andere, der all diese menschlichen Institutionen nur dazu benutzt, sich groß zu machen und andere klein zu machen oder zu verletzen.

In diesem Sinne feiern wir die Sakramente der Kirche als Sakramente der Heiligung, die Gott in unserem Leben vollziehen will. Die Ankündigung Jesu, dass er Spaltung bringe, müssen wir nicht fürchten. Wir dürfen sie als eine uns heilsame Spaltung sehen, wenn sie uns hilft, in unseren Herzen uns von dem zu trennen, womit ich anderen schade. Dann kann sie eine Unterscheidung bewirken, die zu mehr Klarheit, zu mehr Glauben und damit letztlich zu mehr Liebe führt.

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.“ Nicht das Feuer der Zerstörung, wohl aber das Feuer des Göttlichen sollen wir schüren. Denn nur so kann die Botschaft des Evangeliums „zünden“. Und ohne dieses Feuer wird unsere Welt kalt.

Der Autor ist Leiter der Pastoralverbünde ­Medebach und Hallenberg.

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