26.01.2018

Ein Glücksfall für das Dorf

Mit einem musikalischen Ständchen verabschiedete die Wewelsburger Bevölkerung die Schwestern. Foto: Büttner

Büren-Wewelsburg (jb). Zum Schluss waren sie nur noch zu zweit. Nach fast 90 Jahren ist die Wewelsburger Schwesternstation Geschichte. Nachdem im Dezember die letzten beiden Ordensschwestern Perpetua und Gerharda aus Altersgründen in das Mutterhaus der Katharinenschwestern nach Münster versetzt wurden, erfolgte die Auflösung der Station. Mitte Januar verabschiedeten die Wewelsburger zusammen mit Weihbischof Matthias König die Katharinenschwestern.

Seit 1928 prägten Schwestern das soziale und religiöse Leben in Wewelsburg – zuerst die Franziskanerinnen aus Salzkotten, seit 1953 die Katharinenschwestern aus Münster.

Auf Initiative von Pastor Pöppelbaum stimmten 1928 die Franziskanerinnen in Salzkotten der Gründung einer Filiale mit vier Schwestern in Wewelsburg zu. Sie wurden in der häuslichen Krankenpflege tätig, leiteten eine Kinderverwahrschule und richteten eine Nähschule für schulentlassene Schülerinnen ein.

„Die ambulante Krankenpflegerin, Schwester Rudolpha, war recht geschickt, kräftig und für den Posten äußerst befähigt“, schrieb Pastor Pöppelbaum in seinen Erinnerungen. Um die Handarbeit kümmerte sich Schwester Bermunda, die Kinderverwahrschule leiteten die Schwestern Regina und Gridonia.

Das Schwesternhaus an der Kirche, vormals die Schule, wurde renoviert. Die Menschen versorgten die Schwestern mit Lebensmitteln. Die Beiträge aus der Nähschule und Spenden sicherten ihnen ein kleines Einkommen. Stühlchen und Bänkchen für den Kindergarten brachten die Kinder von zu Hause mit.

Gravierende Veränderungen kamen 1939 mit dem Zweiten Weltkrieg. Die Krankenschwester erhielt einen Stellungsbefehl, die Handarbeitsschule ging wegen Stoffmangels zurück und die SS richtete 1941 einen konkurrierenden Kindergarten im Dorf ein.

Bis 1953 blieben die Franziskanerinnen, ihnen folgten die Katharinenschwestern. Dieser Orden leitet in Wewelsburg die beiden neuen Altenheime St. Josef und St. Katharina.

Vom Münsteraner Mutterhaus kam zunächst Schwester Albertina als Gemeindeschwester, die im St. Josefsheim ein Krankensprechzimmer einrichtete. Von 1956 bis 1964 übernahm Schwester Innocentia die Leitung des Kindergartens. Mit der Fertigstellung des neuen Kindergartens 1958 erhielten auch die Schwestern und die Nähschule ein neues Zuhause.

1959 stieß Schwester Perpetua mit 26 Jahren zu der kleinen Schwesterngemeinschaft. Sie ist die Schwester, die am längsten in Wewelsburg gelebt und gewirkt hat.Ihre Aufgabe war es, Mädchen und jungen Frauen das Nähen beizubringen. Das Kursangebot wurde ständig erweitert. 1965 erhielt die Bildungsstätte den Namen „St. Meinolf“. 1976 erfolgte die Eingliederung in das IN VIA-­Bildungswerk.

Vor 25 Jahren zog die Schwesternstation in das frühere Pfarrheim an der Kirche. Die Schwestern fühlten sich dort wohl. Sie engagierten sich im Kindergarten, in der Kirche und der Gemeinde. Schwester Perpetua, inzwischen 85 Jahre, leitete bis zuletzt die Bildungsstätte und gab Kurse in Nähen und Patchwork. Mitte Januar hat auch sie Wewelsburg verlassen, das für sie längst zur zweiten Heimat geworden war. Mit einem Festhochamt, zelebriert von Weihbischof Matthias König, und einem Empfang im Burgsaal verabschiedeten sich die Wewelsburger von „ihren“ Schwestern. „Sie waren ein Glücksfall für das Dorf“, sagte der stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Franz-Josef Schäfers. „Sie werden uns fehlen.“

Weitere Fotos finden Sie in der Printausgabe des Dom Nr. 4 / 2018

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