03.01.2019

Dickköpfig – einmal anders

Der Stern von Betlehem war kein astronomisches Ereignis, aber vielleicht hat eine solche Beobachtung den Evangelisten inspiriert. Das Bild zeigt den Kometen 21P/Giacobini-Zinner, der im September 2018 zu sehen war. Foto: davidhajnal / photocase

Eine konsequente Beharrlichkeit tut auch im Glauben gut.

von Andreas Kurte

Du mit deinem Dickkopf! Wer so von einem Zeitgenossen spricht, der möchte in der Regel keine Lobeshymnen verteilen. Vielmehr ärgert er sich, dass sich jemand mit seiner Meinung durchsetzen will oder sogar mit dem Kopf durch die Wand geht. Leute mit einem Dickkopf, die sind unbequem und lassen sich nicht so schnell von einem eingeschlagenen Weg abbringen. Du mit deinem Dickkopf – auch wenn das kein Lob ist, so wünsche ich mir, man könnte dies von möglichst vielen Christinnen und Christen sagen; denn ein gewisses Maß an Dickköpfigkeit oder sagen wir besser an Beharrlichkeit gehört unbedingt zum Glauben dazu.

Die Sterndeuter im heutigen Evangelium sind dafür ein Beispiel. Sterndeuter, Menschen, die ihr Glück in den Sternen suchen. Für viele Christen sind solche Leute heute schon verdächtig, scheinen doch Theologie und Astro­logie zwei Dinge zu sein, die so wenig zusammenpassen wie Feuer und Wasser. Für andere sind das Träumer, die Nacht für Nacht in den Himmel schauen und versuchen, aus der Stellung der Gestirne etwas Bedeutsames für ihr Leben herauszulesen. Die dann einem Stern folgen, wenn sie meinen, er habe für sie eine wichtige Botschaft.

Sterndeuter gab und gibt es viele, aber die Sterndeuter im Evangelium des Dreikönigstages fallen durch ihre Dickköpfigkeit auf:

Denn wer sich von einem Stern in die Wüste führen lässt, um dort ein neugeborenes Kind zu suchen, der muss schon ein wenig dickköpfig sein, wenn er einen solch gefährlichen Weg in das Ungewisse auf sich nimmt.

Wer in einem königlichen Palast zu hören bekommt, man wisse dort gar nichts von einem Neugeborenen, der muss schon ein wenig dickköpfig sein. Sonst hätte er spätestens da die Flinte ins Korn geworfen.

Wer trotz aller Enttäuschungen weiter dem Stern folgt in eine gottverlassene Gegend, wo eigentlich kein König zu vermuten ist, bis hin zu armen Leuten, die noch nicht einmal eine anständige Wohnung haben, der muss schon ein wenig dickköpfig sein.

Gerade diese Dickköpfigkeit ist es, die die Sterndeuter an das Ziel führt; ihre Beharrlichkeit, ihre Treue zu dem, was sie einmal als richtig erkannt haben.

Der englische Premierminister Benjamin Disraeli hat einmal gesagt: „Das Geheimnis des Erfolges liegt in der Zielstrebigkeit.“ Dickköpfigkeit, Beharrlichkeit und Treue sollten auch ein wichtiges Kennzeichen des Christen sein. Dickköpfigkeit, das ist für mich die Ermutigung, das zu leben, was ich nach langem Suchen und Ringen für richtig erkannt habe. Dickköpfigkeit, Beharrlichkeit auch dann, wenn ich allein dastehe mit meiner Entscheidung. Die Sterndeuter waren auch eine kleine Gruppe, die in der Wüste und vor den Mächtigen ihrer Zeit zu ihrer Überzeugung standen und sich nicht davon abbringen ließen, dass der Stern ihnen den richtigen Weg weisen wird. Dickköpfigkeit und Beharrlichkeit auch dann, wenn mein Glaube als altmodisch abgetan oder kritisch hinterfragt wird.

So haben diese Magier, die in unserer Krippe als drei Könige dargestellt werden, ganz viel mit meinem Leben zu tun. Sie wollen mich ermutigen, einen Weg als Glaubender zu gehen.

Sie wollen mir sagen: Schau mal nach, was für Grundlinien oder Leitlinien es in deinem Leben gibt und folge diesen Leitlinien. Geh den Weg, den dir dein Stern zeigt.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass dieser unser Stern uns immer wieder neu den Weg zu Christus zeigt und uns ermutigt, unser Leben von seiner Botschaft her zu gestalten. Das ist nicht immer ein einfacher Weg. Gerade deshalb wünsche ich uns dafür eine gehörige Portion Dickköpfigkeit.

Zum Autor:

Monsignore Andreas Kurte ist Domkapitular und Leiter der Zentralabteilung „Pastorales Personal“ im Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn.

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