28.07.2017

„Den Hass mit Liebe heilen“

Immer wieder ein ergreifender Moment: Unter den Klängen des Libori-Tusches wird der vergoldete Silberschrein mit den Reliquien des Bistums­patrons in den Hochchor des Domes getragen.

Paderborn. „Freundschaft ist heilig – L’amitié est sacrée“: Das diesjährige Libori-Leitwort stand als Appell an alle Menschen im Mittelpunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten zum Fest des Bistumspatrons am vergangenen Wochenende. Dazu machte Erzbischof Hans-Josef Becker während des sonntäglichen Empfangs im Immaculata-Haus sogar einen Abstecher nach Hollywood.

von Andreas Wiedenhaus

„Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“, zitierte der Erzbischof Humphrey Bogarts Schlusssatz aus dem Kino-­Klassiker „Casablanca“, der zum geflügelten Wort geworden ist, und schlug von dort den Bogen zum „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ zwischen den Bistümern Le Mans und Paderborn. Allerdings nicht ohne auf einen entscheidenden Unterschied zwischen Kino und Kirche zu verweisen: Während im Film die Freundschaft auch auf eine „historische Bündnissituation“ im Kontext des Zweiten Weltkrieges abziele, werde eine derartige Betrachtungsweise dem Verhältnis der beiden Bistümer nicht gerecht: „Denn die Freundschaft des Bistums Le Mans und des Erzbistums Paderborn bestand nicht nur als Situation für eine überschaubare Zeitspanne, in der sie vielleicht opportun oder nützlich war. Nein, sie besteht seit nahezu zwölf Jahrhunderten! Sie hat bis heute alle Ausei­nandersetzungen und Kriege in Europa überdauert.“

Ausdrücklich dankte Becker den Menschen in beiden Bis­tümern, die dieser Freundschaft durch ihr Engagement ein lebendiges Gesicht gäben.

Schon im Pontifikalamt am Sonntagmorgen hatte Erzbischof Becker an seine Zuhörer appelliert, den Mitmenschen positiv zu begegnen: „Ich möchte Ihnen Mut machen, der Spur der Freundschaft Jesu im Kleinen und Alltäglichen zu folgen. Diese Spur der Freundschaft verläuft dort, wo das Gebot, die Weisung Jesu, eingehalten wird, die Weisung der Liebe!“

Das aus seiner „Abschiedsrede“ stammende Wort Jesu „Ihr seid meine Freunde“ (Joh 15,14) habe den Charakter eines Vermächtnisses, führte Becker in seiner Predigt aus. In diesem Satz fasse Jesus alles zusammen, was er den Seinen unbedingt ans Herz legen wolle. Jesus habe seine Freunde erwählt und berufen, in seine Fußstapfen zu treten und an der „heilenden Sendung der Liebe“ mitzuwirken, als seine Freunde in seiner Liebe zu bleiben und aus seinem Geist zu leben. Die Freundschaft Jesu, die von ihm gelegte „Liebesspur“, bleibe nicht in der Vergangenheit, vielmehr gehe sie weiter und es seien viele Spuren zu erkennen.

Den traditionellen Auftakt der kirchlichen Feierlichkeiten bildete die Pontifikalvesper am Samstagnachmittag mit der Erhebung der Liborius-­Reliquien aus der Krypta des Domes in den Hochchor. Schon eine halbe Stunde vor Beginn wurden die Plätze im Dom knapp.

Auch wenn Temperaturen und Luftfeuchtigkeit nicht gerade für „Wohlfühlatmosphäre“ sorgten: Für viele Paderborner und Gäste aus dem gesamten Erzbistum kann Libori nur dann wirklich gefeiert werden, wenn man beim Libori-­Tusch, der dreimal erklingt, während der Schrein in den Hochchor getragen wird, live dabei ist.

Nach der Vesper nahmen sich die bischöflichen Gäste dann Zeit zur Begegnung mit Gläubigen vor dem Paradies­portal des Domes. Bischof Josef Clemens, der aus Rom in sein Heimatbistum gekommen war, traf Jugendliche, denen er das Sakrament der Firmung gespendet hatte; Kardinal Reinhard Marx war ebenso ein begehrter Partner für manches Gespräch oder Erinnerungsfoto.

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